Schlagwörter
Großherzog Henri, Herzog Carl von Württemberg, Herzog Franz von Bayern, Herzog Michael von Württemberg, Herzog Wilhelm von Württemberg, Herzogin Diane von Württemberg, Kretschmann, Prinz Georg Friedrich von Preußen, Prinzessin Sophie von Preußen, SWR, Württemberg, württembergische Königsfamilie
Dem SWR gebührt Dank, daß er am 2. Juli in einer Direktübertragung aus Altshausen den Trauergottesdienst für S.K.H. Herzog Carl von Württemberg aus der Schloß- und Pfarrkirche St. Michael allen Menschen im Land die Möglichkeit gab, Abschied zu nehmen vom Oberhaupt des Hauses Württemberg. Auch wenn SWR-Adelsexpertin Anneliese Malun es immer wieder als „Herzogshaus Württemberg” bezeichnete, so ist es doch in Wirklichkeit seit 1806 das württembergische Königshaus.
Und noch ein weiterer offensichtlicher Fehler sei hier am Anfang korrigiert. Frau Malun und andere nannten den in der ersten Reihe gehenden, stehenden und sitzenden Herzog Wilhelm, den 27-jährigen Enkel Herzog Carls, das „künftige Oberhaupt des Hauses Württemberg“. Das wurde er aber automatisch mit dem Tod seines Großvaters. Es bedurfte dazu keiner Erklärung, keiner Abstimmung in der Familie oder öffentlichen Proklamation. Herzog Wilhelm von Württemberg firmierte in der Todesanzeige des Hauses an erster Stelle, wie es ihm als neuem Hauschef zusteht. Daß in der Hofkammer, dem Geschäftszentrum der Württemberger, sein Onkel Herzog Michael vorerst das Sagen hat, ist wichtig für den Übergang und ermöglicht es Herzog Wilhelm, seine Ausbildung in aller Ruhe fortzusetzen und zu einem geordneten Abschluß zu bringen.
Am Vortag der Beisetzung, am 1. Juli bewegte sich ein Trauerzug durch Altshausen, wie es der letzte Wunsch Herzog Carls gewesen war. Der Sarg des Verstorbenen war auf eine Lafette gebettet, die von vier Pferden des Gestüts Marbach, das 1491 Graf Eberhard im Bart gründete, durch das Altshauser Ried und die Gemeinde zum Marktplatz gezogen wurde. Verschiedene Musikkapellen und die Gelben Husaren, eine Bürgergarde aus Altshausen, begleiteten den Zug. Der Sarg war verhüllt mit der gelben Standarte des Hauses Württemberg. Die württembergischen Hirschstangen sind seit Jahrhunderten die heraldischen Erkennungszeichen Württembergs. Auf dem Marktplatz wurde des Verstorbenen in einer Schweigeminute gedacht, bevor der Sarg zur Aufbahrung in die Schloßkirche getragen wurde.
Zur Trauerfeier am Samstag kamen zahlreiche Persönlichkeiten nach Altshausen. Der Pfarrer der Schloßkirche, Pfarrer Christof Mayer FamOT, wußte in seiner Begrüßung, wie die hohen Gäste in welcher Ordnung willkommen zu heißen sind. Er begann damit „Seine Königliche Hoheit Herzog Wilhelm von Württemberg, den Enkelsohn und Nachfolger Herzog Carls, Ihre Königliche Hoheit Herzogin Diane von Württemberg, Prinzessin von Frankreich” zu nennen.
Nach der Begrüßungen der regierenden Herrscher, Großherzog Henri von Luxemburg und Fürst Hans Adam von und zu Liechtenstein, kam die Reihe an den Ministerpräsidenten des Landes, Winfried Kretschmann (Grüne) und den stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl (CDU). Gleich danach hieß er S.K.H. Herzog Franz von Bayern, I.K.H. den Herzog und die Herzogin in Bayern, S.K.H. den Herzog von Bragança, S.K.H. den Grafen von Paris und dann I.K.H. Prinz Georg Friedrich und Prinzessin Sophie von Preußen willkommen, die unmittelbar hinter dem Ehepaar Kretschmann saßen. Unter den Politikern waren erstaunlich viele Grüne Abgeordnete zu sehen, zahlreiche CDU-Landes-, Bundes- und EU-Abgeordnete und Bürgermeister hatten den Weg nach Altshausen gefunden, darunter Stuttgarts OB Frank Nopper und das schwarze Schaf unter den Grünen, Tübingens OB Boris Palmer, Bauernverbandspräsident Joachim Ruckwied und Vertreter der Universitäten, die vom Haus Württemberg gegründet wurden.
Der Bischof der evangelischen Landeskirche Württembergs, Frank Otfried July, und der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, haben ein deckungsgleiches Territorium, was immer daran erinnert, daß beide im Königreich Württemberg gegründet wurden und sie hier ihre Wurzeln haben. Es war kein ökumenischer Gottesdienst, sondern ein tiefkatholisches Requiem. Dennoch fand auch Bischof July seine Rolle darin und er hatte die Lesung übernommen.
Bischof Gebhard Fürst würdigte die Lebensleistung des verstorbenen Chefs des Hauses Württemberg. Seine Grundhaltung sei es gewesen, Menschen zu helfen. „Furchtlos und treu steht im Wappen des Hauses Württemberg.“ Nicht zuletzt dieser Leitsatz, sagte Fürst, habe die Willenskraft des Herzogs geprägt. Mit großer Herzlichkeit, seinem Sinn für Kunst und Ästhetik sei er ein Mann gewesen, der allen Menschen geholfen habe, die Hilfe benötigt haben, „soweit es möglich war“. Der Herzog galt als volksnah und gesellschaftlich engagiert. Daß dies allgemein anerkannt wurde, bewiesen die zahlreichen Orden und Auszeichnungen, die vor dem Sarg aufgestellt waren.
Bischof Fürst wies auf die persönliche Tragik seines Lebens hin. Herzog Carl sei in seinen letzten Lebensjahren „fast gebrochen durch die Trauer für seinen Sohn Herzog Friedrich“ gewesen; er war im Jahr 2018 bei einem Verkehrsunfall im Alter von 57 Jahren ums Leben gekommen. Aber an seinen Enkeln und seit letztem Jahr auch an einer Urenkelin, hatte Herzog Carl seine Freude. Das kam auch darin zum Ausdruck, daß der Ehemann seiner Enkelin Sophie und Vater der Urenkelin Olympia, Maximilien d’Andigné, während des Gottesdiensts eine Fürbitte (auf französisch) sprach.
Die Beisetzung in der Gruft war den öffentlichen Blicken entzogen und der Familie vorbehalten. Die Trauer um diesen großen Vertreter des Hauses Württemberg bleibt. Ganz persönlich werden die handschriftlichen Grüße fehlen, die er bis in den Januar 2022 hinein auf seine Dankschreiben setzte, die auf die Glückwünsche zu Weihnachten oder seinem Geburtstag kamen.
Königliche Hoheit werden unvergeßlich bleiben.
In der ARD-Mediathek ist diese SWR-Sendung für ein Jahr zu sehen und herunterzuladen unter dem Titel Abschied von Carl Herzog von Württemberg.