Nachdem es Mitte 2021 noch nach einer Regierung ohne Beteiligung der SPD ausgesehen hatte, weswegen der gegenwärtige Bundespräsident Steinmeier wohl bereits auf gepackten Koffern gesessen haben dürfte, ist seine Wiederwahl jetzt sicher. Zarter Widerstand kam anfangs noch von Grünen und CDU, die überlegten, eine Frau zu nominieren. Monarchisten mag dieses Kriterium erstaunen, wirft man ihnen doch im Allgemeinen vor, sie würden sich ein Staatsoberhaupt nach biologischen Kriterien wünschen. Die sonst sehr auf Frauen in Führungspositionen achtenden Grünen dürften jedoch bei ihrem Rückzieher die Harmonie in ihrer Regierungskoalition im Sinn gehabt haben und die CDU hat wohl einfach keine Frau gefunden, die sich für eine vorhersehbare Niederlage in der Bundesversammlung aufstellen lassen wollte. Nun wird es also keine Frau, sondern zum zweiten Mal Steinmeier, woran auch nichts ändert, daß sowohl Linkspartei als auch AfD eigene Kandidaten aufstellen. Neben den Bundestagsabgeordneten entsenden die Bundesländer Repräsentanten in die Bundesversammlung, die dann den Präsidenten wählt. Oftmals sind diese keine Politiker, sondern bekannte Persönlichkeiten, die die Gesellschaft repräsentieren und so dem Volk einen Eindruck der Mitbestimmung vermitteln sollen. Glaubwürdig ist dies natürlich nicht, denn der Sieger steht vorher fest und gleichzeitig wird jedes Element direkter Demokratie auf Bundesebene seit Jahren und Jahrzehnten erfolgreich verhindert. Insofern ist dies also keine echte Wahl und man könnte dem Steuerzahler das Zusammentreten der Bundesversammlung ersparen. Der ehemalige schleswig-holsteinischen Ministerpräsident Harry Carstensen hat im übrigen einmal gezeigt, wie es geht: Er blieb der Bundesversammlung fern, weil sein Dackel krank war.
Zu Frank-Walter Steinmeier kann man positiv sagen, daß er seiner Frau eine Niere spendete. Dies zeugt immerhin von Mut. Neben der bekannten Tätigkeit für eine vom Verfassungsschutz beobachtete, linksextreme Zeitschrift während seines Studiums, die man als Jugendsünde abtun kann, blieb Steinmeier als Politiker eher blaß. Unter Gerhard Schröder war er Chef des Kanzleramts und unter Merkel zwei Mal Außenminister, ohne besondere eigene Akzente zu setzen, an die man sich erinnern würde. In seiner ersten Amtsperiode als Bundespräsident hat Steinmeier dagegen mehrere Male danebengegriffen. Hier ist an Fehltritte wie ein Glückwunschtelegramm an die blutigen Atommullahs im Iran zum Jahrestag ihrer mörderischen Revolution sowie die Empfehlung eines Konzertbesuchs einer linksextremen Musikgruppe zu denken. Negativ ist jedoch vor allem seine Geschichtspolitik zu sehen. So verklärt er die Revolution von 1848, während er den 150. Jahrestag der Reichsgründung von 1871 nur sehr stiefmütterlich behandelte. Demokratie setzt er offenbar fälschlicherweise mit der Republik gleich, und so gab er unlängst auch ein Buch mit heraus, in dem deutsche Republikaner gewürdigt werden. Den 9. November 1918 stellt er im übrigen in eine Reihe mit dem 9. November 1989, wo es auch um die Freiheit gegangen sei. Wahrscheinlich hat er da sogar recht, nur nicht so, wie er denkt. Für eine zweite Amtszeit Steinmeiers läßt dies nichts Gutes im Hinblick auf die aktuellen, ein objektives Geschichtsbild zu Gunsten politisch-ideologischer Deutungen verzerrenden Debatten etwa um Bismarck oder die Hohenzollern vermuten. L.R.
· Drei neue Bücher zur Rolle des Kaiserhauses in der Zeit des Nationalsozialismus
· Wahlen in Libyen verschoben
· Steinmeier vor zweiter Amtszeit
· Gedämpfte Feiern zum 50. Thronjubiläum in Dänemark
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Drei neue Bücher zur Rolle des Kaiserhauses in der Zeit des Nationalsozialismus
Spätestens seit ein TV-Moderator vier der fünf lesenswerten Historiker-Gutachten veröffentlicht hat, wurde die „Debatte“ um die Entschädigungsforderungen des Kaiserhauses für die Enteignungen nach dem 2. Weltkrieg in den Medien mit der zu erwartenden Hysterie und Polemik geführt. Es wäre illusorisch, zu glauben, die Auseinandersetzung würde mit weniger harten Bandagen geführt, hätte Prinz Georg Friedrich auf die zahlreichen Unterlassungsklagen u.a. gegen einen der hier zu rezensierenden Autoren verzichtet. Eine sachliche Diskussion auf geschichts- und rechtswissenschaftlicher Ebene scheint nicht mehr möglich, längst haben persönliche Angriffe und Unterstellungen die abwägende Argumentation ersetzt. Ein renommierter Fachgelehrter wie Wolfram Pyta, Lehrstuhlinhaber an der Universität Stuttgart, Direktor der Forschungsstelle Ludwigsburg für NS-Verbrechensgeschichte und für seine Hindenburg-Biographie weithin gelobt, muß sich nun des wissenschaftlichen Dilettantismus bezichtigen lassen, und der Emeritus Lothar Machtan, der in den letzten beiden Jahrzehnten nun wahrlich nicht als unkritischer Hohenzollern-Apologet aufgefallen ist und dessen Arbeiten über Prinz August Wilhelm, die Abdankung und den vom ZDF verfilmtenKaisersturz von den üblichen Verdächtigen des bundesrepublikanischen Feuilletons mit Wohlwollen aufgenommen worden sind, sieht sich nun von seinen ehemaligen Claqueuren als unseriöser und käuflicher Fürstenknecht diffamiert, weil seine jüngsten Forschungen über Kronprinz Wilhelm nicht zu den erwünschten Schlußfolgerungen geführt haben. Schützenhilfe erhalten die Kontrahenten durch Besprechungen von Fachkollegen, die wie Karina Urbach in der Vergangenheit mit zweifellos bedeutenden Publikationen hervorgetreten sind, sich aber in der Hohenzollern-Kontroverse bereits unzweideutig positioniert haben und wegen erwiesener Falschbehauptungen Unterlassungserklärungen abgeben mußten.
Stephan Malinowski ist bereits 2003 mit einer wegweisenden Studie zur Rolle des Adels im Nationalsozialismus hervorgetreten, in die freilich von der Presse viel hineinskandalisiert worden ist, was der Autor so nie geschrieben hatte. Malinowskis großes und unbestreitbares Verdienst in seinem neuen Werk über die Hohenzollern und die Nazis ist es, eine enorme Zahl an Quellen noch an den entlegensten Stellen aufgetan zu haben. In gewisser Hinsicht ähnelt der Band damit John Röhls monumentaler Kaiserbiographie, krankt aber ebenso wie diese stellenweise an einer fragwürdigen Interpretation. Der manchmal gewagten Argumentation wird mit umfangreichen Quellenbelegen der Anschein der Schlüssigkeit gegeben, eine Überprüfung der Fußnoten läßt dann aber doch Zweifel aufkommen, ob die aufgestellten Behauptungen sich damit stützen lassen. Dies wird unter anderem an einer zentralen Stelle der Abhandlung deutlich, nämlich der Frage nach den Auswirkungen des Wahlaufrufs des Kronprinzen für Hitler bei der Reichspräsidentenwahl 1932. Malinowski gibt zwar zu, daß sich der tatsächliche Effekt nicht seriös beziffern lasse, „kenntnis-reiche Beobachter“ unter den Zeitgenossen hätten ihn jedoch als hoch eingeschätzt. Als Referenz dient hier allerdings lediglich ein Artikel des elsässischen Sozialisten Salomon Grumbach in einer französischen Regionalzeitung. Grundsätzlich gelingt es Malinowski nicht, schlüssig darzulegen, wie sich das angeblich immense symbolische Kapital von Adel und Monarchie im Jahre 1933 – das aber bereits 1934 schon wieder weitgehend zerronnen sei – mit der gleichzeitig konstatierten politischen Bedeutungslosigkeit des Monarchismus in Einklang bringen läßt. Wen interessierte es überhaupt, wem der „Ex-Kronprinz“ seine Stimme gab, und noch wichtiger, wer machte seine eigene Wahlentscheidung davon abhängig? So faszinierend die von Malinowski zusammengetragenen Details auch sind, lassen sie den Leser doch zu häufig ratlos zurück, wenn es um die Einschätzung ihrer Bedeutung geht. Wie sind jene amerikanischen Presseberichte des Jahres 1941 zu interpretieren, nach denen Hitler Prinz Louis Ferdinand wegen dessen Ehe mit einer russischen Großfürstin nach dem Sieg über die Sowjet-union dort zum Monarchen machen wollte? Welches Gewicht ist dagegen dem Bericht einer OSS-Agentin beizumessen, der Prinz sei eine zentrale Figur in einer monarchistischen Opposition gegen den Nationalsozialismus, die auch vom Kreml als solche wahrgenommen werde? Zogen Politiker der Westalliierten daraus irgendwelche Konsequenzen, oder handelt es sich dabei nicht eher um randständige Kuriosa? Über manche Flüchtigkeitsfehler in Malinowskis Ausführungen würde man normalerweise hinwegsehen, da solche Ungenauigkeiten jedoch manchem den Hohenzollern gewogenen Gutachter akribisch angekreidet worden sind, soll hier nur recht sein, was dort billig ist. So schreibt der Autor nicht nur den Namen des NSDAP-Politikers Artur Görlitzer falsch, sondern bezeichnet ihn auch noch als Gauleiter von Berlin, obwohl er nur Stellvertreter des eigentlichen Amtsinhabers Joseph Goebbels war. An anderer Stelle behauptet Malinowski, der Kaiser habe zu seinem Geburtstag am 27. Januar 1933 in Doorn den Besuch der „Ex-Könige“ von Sachsen und Württemberg empfangen – da waren Friedrich August III. und Wilhelm II. freilich aber schon lange tot. Der interessanteste Abschnitt in Malinowskis Buch ist sicher das abschließende Kapitel über die Geschichtspolitik des Hauses nach 1945 und die Versuche, die Deutungshoheit über die eigene Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus zu erringen. Manche hier gelieferte Einsicht ist ernüchternd, etwa das freimütige Bekenntnis Louis Ferdinands in einem Brief an einen Vertrauten Henry Fords, bei der Reichstagswahl im März 1933 für die NSDAP gestimmt zu haben – ein Detail, das der Prinz in seiner Autobiographie übergangen hat.
Auch wenn die Entstehung von Lothar Machtans politischer Biographie Der Kronprinz und die Nazis vom Kaiserhaus etwa durch die Zugänglichmachung des Familienarchivs gefördert wurde und der Autor sein Werk in Gegenwart des Chefs des Hauses der Öffentlichkeit präsentieren durfte, ist die Lektüre aus monarchistischer Sicht keine angenehme, aber nichtsdestotrotz erhellend. Kronprinz Wilhelm erscheint hier nämlich nicht etwa als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, der im Bunde mit konservativen und reaktionären Kräften eine Machtübernahme Hitlers zu verhindern gesucht hätte, sondern als vollkommen unfähiger Dilettant, dessen politische Sprunghaftigkeit und Kurzsichtigkeit ihn für die Nazis zu einem unsicheren Kantonisten und als Bündnispartner weitgehend wertlos machten. Der Kronprinz habe niemals eine konzise politische Strategie mit langfristigen Zielen verfolgt, sondern sei erst Ende der 1920er Jahre und bestärkt durch seinen Freund, den intriganten General Kurt von Schleicher, in dessen hasardeurhaftes politisches Ränkespiel hineingezogen worden, habe sich dann aber in arroganter Überschätzung der eigenen Bedeutung mit Verve hervorgetan. So kommt Machtan auch zu einer realistischeren Einschätzung als Malinowski, wenn er das oft angeführte symbolische Kapital, das der Kronprinz den Nazis verschafft haben soll, letztlich als reine „Luftnummer“ entlarvt, da der deutsche Monarchismus in der Zwischenkriegszeit nie über den Status einer „Phantasmagorie“ hinausgekommen sei. Selbst in streng legitimistischen Kreisen habe Kronprinz Wilhelm sein Ansehen durch seine Flucht 1918 und sein skandalöses Privatleben nachhaltig zerstört. Für Machtan folgt daraus aber keineswegs, der Kronprinz habe Hitler nicht unterstützt. Vielmehr, so wird man folgern müssen, stellten Wilhelms Bemühungen aufgrund der eigenen Unfähigkeit und Mittelmäßigkeit in juristischen Kategorien einen (freilich dennoch strafbaren) untauglichen Versuch dar.
Der schmale, vom Museum Huis Doorn herausgegebene Band Der Kaiser und das „Dritte Reich“ bietet im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Werken nicht viel Neues, faßt die bekannten Fakten aber noch einmal knapp zusammen. Die unaufgeregte Perspektive von außen auf eine typisch deutsche „Debatte“, vor allem aber die aufgezeigten Parallelen um die Ansprüche des Kaiserhauses auf den Exilsitz Wilhelms II. nach dem 2. Weltkrieg, liefern dennoch zusätzliche Erkenntnisse. So etwa, daß die von Prinz Georg Friedrich erneuerten – inzwischen abgeschmetterten – Forderungen wohl vor allem vor dem Hintergrund der zeitweise drohenden Einstellung der Finanzierung des Doorner Museums durch den niederländischen Staat zu sehen sind. Seit diese Gefahr gebannt und der Fortbestand des Gedenkortes gesichert ist, hat das Kaiserhaus von seinen Ansprüchen Abstand genommen.
Bei aller Detailkritik an den drei hier vorgestellten Arbeiten besteht kein Zweifel daran, daß es sich um wichtige und für jeden Monarchisten lesenswerte Beiträge zur Geschichte des Kaiserhauses nach 1918 handelt, die neue Perspektiven öffnen und eine enorme Zahl bisher unbekannter Details und Quellen bekannt machen. Das Dilemma an der Hohenzollern-Debatte ist wohl, daß hier zwei Disziplinen – Rechts- und Geschichtswissenschaft – zusammenstoßen, die den Erwartungen nicht entsprechen können, die sie wechselseitig haben. Historiker maßen sich richterliche Kompetenz an, indem sie den schwammigen Rechtsbegriff der „erheblichen Vorschubleistung“ nach eigenem Gusto interpretieren. In juristischem Sinne kann es sich dabei aber wohl nur um den Straftatbestand der Begünstigung handeln (im österreichischen Strafrecht wäre es dagegen die Ermöglichung eines Verbrechens durch bloße Unterlassung). Begünstigen kann man freilich nur eine strafbare Handlung, doch welche sollte das gewesen sein? In einem weiteren Sinne alle verbrecherischen Handlungen, die nach 1933 von der NS-Regierung angeordnet und begangen wurden? Oder das an sich wohl kaum strafbare Bemühen Hitlers, sich vom Reichspräsidenten zum Kanzler ernennen zu lassen – obgleich er mit seinen Diktaturplänen nicht hinter dem Berg hielt? Die Fakten über das Verhalten des Kronprinzen und weiterer Familienmitglieder liegen nun weitgehend auf dem Tisch. Ihre abschließende Beurteilung obliegt – zum Glück, bedenkt man die wohlfeilen Ratschläge mancher Historiker an die Richter – weder der Geschichtswissenschaft, noch Journalisten, sondern einer hoffentlich nach wie vor unab-hängigen und unparteiischen Justiz, die in bester preußischer Tradition nach Recht und Gesetz, und nicht nach Sympathie und aus Moralismus urteilt. T.G.
Stephan Malinowski: Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration, Berlin, Propyläen, 2021, 752 S., ISBN 978-3-549-10029-5, 35 €.
Lothar Machtan: Der Kronprinz und die Nazis. Hohenzollerns blinder Fleck, Berlin, Duncker & Humblot, 2021, 300 S., ISBN 978-3-428-18394-4, 29,90 €.
Jacco Pekelder, Joep Schenk, Cornelis van der Bas: Der Kaiser und das „Dritte Reich“. Die Hohenzollern zwischen Restauration und Nationalsozialismus, Göttingen, Wallstein, 2021, 135 S., ISBN 978-3-8353-3956-9, 22 €.
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Eröffnung des deutschen Reichstags im Weißen Saal des Berliner Schlosses am 25. Juni 1888, Gemälde von 1893.
Am 15. Juni 1888 bestieg Kaiser Wilhelm II. den Thron. Grund genug, an dieses Jubiläum mit einem kurzen Rückblick auf des Kaisers Leben zu erinnern.
Der vorläufig letzte Deutsche Kaiser war ein Enkel Kaiser Wilhelms I. und ein Sohn Kaiser Friedrichs III.; dieser regierte nur 99 Tage, so daß im „Dreikaiserjahr“ 1888 auf einen 90-jährigen und einen 57-jährigen Herrscher der 29-jährige Wilhelm II. folgte. Durch seine Mutter Victoriavon Großbritannien und Irland war Wilhelm Enkel der britischen Königin Victoria.
Mit seiner traditionellen Auffassung vom Kaisertum zeigte Wilhelm – nach Deutung einiger Historiker – angeblich zu wenig Verständnis für die Anforderungen einer modernen konstitutionellen Monarchie. Meines Erachtens aber zeigte er zu viel Verständnis. Bismarcks Sozialistengesetze nicht weiterzuführen und auszubauen, war meines Erachtens ein großer Fehler.
Nach Beginn der Novemberrevolution verkündete Reichskanzler Prinz Max von Baden am 9. November 1918 wahrheitswidrig die Abdankung Wilhelms und dessen Sohnes, Kronprinz Wilhelm von Preußen. Bereits seit dem 29. Oktober hielt sich der Kaiser im deutschen Hauptquartier im belgischen Spa auf. Er ging von dort ins Exil in die nahen Niederlande, wo ihm Königin Wilhelmina Asyl gewährte und 1919 die von den Entente-Mächten verlangte Auslieferung als angeblichem „Kriegsverbrecher“ zu recht ablehnte.
Anläßlich des 75. Todestags wurde das Mausoleum des Kaisers im Park von Haus Doorn für seine Getreuen geöffnet.
Kaiser Wilhelm II. bemühte sich vom niederländischen Doorn aus bedauerlicherweise erfolglos um eine Restauration der Monarchie in Deutschland. Er starb dort 1941 im Alter von 82 Jahren und wurde in einem Mausoleum im Park des Hauses Doorn beigesetzt.
Haus Doorn, Blick auf den Corps de Logis mit der Büste Kaiser Wilhelms II.
„Lobet mich nicht, denn ich bedarf nicht des Lobes.
Rühmet mich nicht, denn ich bedarf nicht des Ruhmes.
Richtet mich nicht, denn ich werde gerichtet werden!“
so das Bekenntnis des Christenmenschen Wilhelm II.
Im stillen Gedenken vor und im Mausoleum
Dieser Spruch stand auch als Leitsatz über dem 75. Todestag des vorerst letzten Deutschen Kaisers am 4. Juni 2016 in Doorn. Knut Wissenbach, der Vorsitzende von „Tradition und Leben e. V.“ erinnerte in würdiger Weise an den Monarchen und mahnte, diesen weder zu sehr zu loben, noch über ihn zu richten. Dabei orientierte sich Wissenbach an der Tageslosung: „Ich will mich erbarmen über das Haus Juda und will ihnen helfen, aber nicht durch Bogen, Schwert, Rüstung, Roß und Wagen.“ Und so war dieses Gedenken, zu dem circa 40 Personen, u. a. aus Norwegen, den Niederlanden und Deutschland, angereist waren, eine stille Veranstaltung mit ruhigem Gesang, Gebeten und einem Verweilen vor dem Sarkophag im provisorischen Mausoleum des Kaisers.
Im Anschluß fand eine sehr persönlich gehaltene Schloßführung in zwei Gruppen statt und es bestand Gelegenheit zu Gesprächen sowie einem Spaziergang durch die großzügigen Parkanlagen von Huis Doorn. TV
Heute vor 75 Jahren verschied S.M. Kaiser Wilhelm II. in den Niederlanden, in Haus Doorn, dem Exilwohnsitz seiner letzten zwanzig Jahre. An seinen Tod erinnert heute u.a. der empfehlenswerte Blog Kaiserwetter!.
Wir geben einem Augenzeugen das Wort. Des Kaisers Lieblingsenkel, Seine Kaiserliche Hoheit Prinz Louis Ferdinand von Preußen, stand seinem Großvater in seinen letzten Stunden bei und schrieb darüber in seinen Lebenserinnerungen Die Geschichte meines Lebens, Göttinger Verlagsanstalt, 2. Auflage 1969, S. 283ff:
„… Meine Bestürzung [war groß], als ich am 3. Juni abends dringlich ins Haupthaus von Doorn gerufen wurde. Als ich in das Schlafzimmer des Kaisers trat, saß links von seinem Bett meine Stiefgroßmutter; rechts saß meine Tante Sissy, die Herzogin von Braunschweig, des Kaisers einzige Tochter. Meine Stiefgroßmutter sagte leise zu mir: „Er stirbt.“ Wir wachten die ganze Nacht an seinem Bett. Der Todeskampf dauerte bis in den nächsten Vormittag hinein. Dann war es zu Ende. –
Die letztwillige Verfügung, die mein Großvater eigenhändig Weihnachten 1933 aufgesetzt hatte, lautete:
An den Minister des Koeniglichen Hauses
Doorn, 25.12.1933
am ersten Weihnachtstage
Codizill zu Meinem letzten Willen
Sollte Gottes Rathschluß mich aus dieser Welt abberufen zu einer Zeit, da in Deutschland das Kaisertum noch nicht wieder erstanden, d. h. eine nicht monarchische Staatsform noch vorhanden ist, so ist es mein fester Wille, da ich im Exil in Doorn zur ewigen Ruhe eingehe, auch in Doorn provisorisch beigesetzt zu werden.
An der Stelle dem Hause gegenüber, wo vor den Rhododendrons meine Büste steht, soll vor ihr der Sarg unter dem vom Bildhauer Betzner entworfenen, von mir genehmigtem Sarkophag aufgestellt werden unter einem zum Schutz gegen das Wetter von Betzner zu entwerfenden Baldachin. Blumenbeete leuchtender Farben-Cinerarien, Salvia sollen es umgeben. Die Feier schlicht, einfach, still, würdig. Keine Deputationen von zu Hause. Keine Hakenkreuzfahnen. Keine Kränze. Dasselbe gilt für I. M. im Falle ihres Heimgangs in Doorn. Sterbe ich in Potsdam, so sollen meine Gebeine in dem oben genannten Sarkophag im Mausoleum am Neuen Palais beigesetzt werden, derart, daß er zwischen den beiden Kaiserinnen zu stehen kommt. Militärische Feier, keine Hakenkreuzfahnen, keine Trauerrede. Gesang, Gebet.
gez. Wilhelm I. R.
Die provisorische Ruhestätte des Kaisers in Doorn heute, wie er sie sich an Weihnachten 1933 wünschte.
Diese letztwillige Verfügung war nur dem Kronprinzen und dem Generalbevollmächtigten des Kaisers, General von Dommes, bekannt. Für meinen Vater erhob sich die Frage, ob er diesen letzten Willen des Kaisers respektieren solle oder nicht. Die Entscheidung war nicht leicht. Meinem Vater war bekannt, daß Hitler für den Sterbefall des Kaisers ein Staatsbegräbnis in Potsdam plante; er wollte diese Gelegenheit dazu benutzen, sich hinter dem Sarge des deutschen Kaisers schreitend vor dem deutschen Volke und der Welt als dessen Nachfolger zu legitimieren. Indem er sich in einer grandiosen Pose gefiel, wollte er gleichzeitig die Hohenzollernmonarchie zu Grabe tragen. Der Kaiser, der über diese Dinge sonst mit niemandem sprach, auch mit uns Enkeln nicht, muß etwas Derartiges schon bald nach der Machtübernahme geahnt haben. Mit seinem Codizill hatte er den Plan zunichte gemacht.
Hitler wurde daher mitgeteilt, der Kaiser habe bestimmt, daß er in Doorn beigesetzt werde. Nach längeren telephonischen Verhandlungen mit der Reichskanzlei einigte man sich auf einen Kompromiß. Hitler verzichtete auf seinen Potsdamer Plan, jedoch sollte bei dem Begräbnis in Doorn die Reichsregierung durch den Reichsstatthalter von Holland, Dr. Seys-Inquart, und durch vier Offiziere im Generalsrang vertreten sein, und zwar für das Heer Generaloberst Haase, für die Luftwaffe General Christiansen, der auch Wehrmachtsbefehlshaber in den Niederlanden war, für die Marine Admiral Densch und für das Oberkommando der Wehrmacht Admiral Canaris. Dieses Zugeständnis ließ sich mein Vater nach langen inneren Kämpfen abringen, weil er sein Haus nicht dem Zorn des Diktators aussetzen wollte. Sicherlich war die Entscheidung unter den gegebenen Umständen richtig; der eigentliche Zweck des Codizills wurde jedenfalls erfüllt. Unterdessen hatte Goebbels die deutsche Presse instruiert, so kurz wie möglich die Tatsache des Todes wiederzugeben und weiter nichts.
Als ältester Sohn des Verstorbenen und neuer Chef des Hauses Hohenzollern nahm Kronprinz Wilhelm bei den Begräbnisfeierlichkeiten im Juni 1941 die Parade der Wehrmachtssoldaten ab, die am Sarg Kaiser Wilhelms II. vorbeimarschierten. Wie es sich der Kaiser bereits 1933 wünschte, gab es weder Hakenkreuzfahnen noch Kränze.
Ehrenkränze im kaiserlichen Mausoleum, die am 4. Juni 2011 niedergelegt wurden.
Als vor fünf Jahren des 70. Todestags von Kaiser Wilhelm II. gedacht wurde, machten sich nur relativ wenige Deutsche nach Doorn auf, um dem Kaiser die Ehre zu geben. Im Internetblog Blaue Narzisse las sich die Enttäuschung so: „Daß sich zu der Gedenkveranstaltung lediglich zwanzig Personen einfanden, zeigt jedoch, wie gering die Verbreitung des Monarchismus in Deutschland ist.“ Es tut uns leid, eingestehen zu müssen: Fünf Jahre werden es nicht mehr sein. Die Zeiten haben sich nicht geändert.
Corona ermutigt dennoch alle deutschen Monarchisten, sich auf den Weg nach Doorn zu machen. Es entspricht der individualistischen Einstellung von Monarchisten, wenn der Besuch von Haus Doorn von jedem einzelnen allein geplant und ausgeführt werden muß. Eine gemeinsame Reise ist leider nicht möglich, denn das Echo auf das Angebot, eine solche zu organisieren, war zu schwach. Armer Kaiser, wirklich von allen Getreuen verlassen!
Monarchietheorie: Montesqieu und Ruhm und Ehre
Charles de Secondat, Baron de Montesquieu (1689-1755)
Charles de Secondat, Baron de Montesquieu (1689-1755) war einer der wichtigsten französischen Denker des 18. Jahrhunderts und der Aufklärung. Seine Lehren werden in den Schulbüchern heute leider hinter radikaleren Autoren wie Rousseau oder Voltaire zurückgestellt, und interessanterweise wurde er gerade während der Französischen Revolution fast überhaupt nicht rezipiert, heute ist Montesquieu jedoch viel aktueller als andere Autoren jener Zeit.
Nach Montesquieu gibt es drei mögliche Staatsformen: Gewaltherrschaft, Monarchie und Republik. Diese sind jeweils durch ein charakteristisches Prinzip gekennzeichnet: Furcht, Ehre und Tugend. Während in einer Republik jeder vernunftbegabt sein und im Sinne des Gemeinwesens handeln muß, damit das Gebilde funktioniert, übernimmt dies in der Monarchie der Monarch. Alle anderen Menschen gehen dem Streben nach, ihr Ansehen und Prestige zu vergrößern, um so in einer ständischen Gesellschaft ihre Stellung zu verbessern, was also eher mit der Suche nach „Ruhm“ als mit „Ehre“ bezeichnet werden kann, wie Montesquieu es eigentlich genannt hat. Damit dieses Streben nach Ruhm nicht in gemeinwohlschädigenden Egoismus ausufert, gleicht der Monarch die verschiedenen Interessen also aus. Durch die anspruchsvollen Voraussetzungen des Funktionierens einer Republik hält Montesquieu ähnlich wie Rousseau diese Staatsform für größere Gebilde für ungeeignet und empfiehlt die Monarchie, wenn sie, wie die Republik auch, mit dem Prinzip der Gewaltenteilung verknüpft ist.
Baron Montesquieu ist in der Tat einer der ersten Verfechter der Notwendigkeit einer Gewaltenteilung gewesen: Exekutive, Judikative und eine in zwei Kammern geteilte Legislative mit einem aristokratischen Oberhaus müssen sich gegenseitig kontrollieren. Nur so kann Machtmißbrauch verhindert werden. Ob der Baron heute, wo die politischen Parteien die Richter bestimmen, die Exekutive wählen und die Legislative stellen, wohl noch von Gewaltenteilung sprechen würde? L.R.
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Graf von Paris verurteilt Festnahme von ehemaligem Vier-Sterne-General
Monarchietheorie: Montesquieu und Ruhm und Ehre
Karibik: Die Republik wird nur von Politikern gewünscht
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Nach den Silvesterereignissen in Köln und anderen deutschen Städten ist der Schock nicht nur über die Vorfälle an sich, sondern auch über die anschließend versuchte Verdunklung an allen Stellen groß, wobei für weite Teile der Bevölkerung hier nur etwas ans Licht kam, was in der Bundesrepublik schon länger gang und gäbe ist. Tatsächlich ist die Schweigespirale, die sich von einfachen Polizeibeamten über den Polizeipräsidenten und Politiker erstreckt, ebensowenig überraschend wie das anschließende Präsentieren eines Bauernopfers in Gestalt von besagtem Polizeipräsidenten, wobei die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand bei vollen Bezügen von der Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung sicher auch nicht als großes Opfer interpretiert werden dürfte.
Wie konnte es also dazu kommen, leben wir doch im angeblich freiesten und besten Staat, der je auf deutschem Boden existiert hat, was uns von den Eliten immer wieder eingebleut wird? So weit her mit der Freiheit ist es tatsächlich eher nicht, zumindest nicht in unserer Zeit. Im öffentlichen Dienst herrscht in der Republik ein Klima der Angst, was jeder weiß, der Freunde hat, die dort arbeiten, und nur Leute, die die Staatsdoktrin in vorauseilendem Gehorsam befolgen und nie widersprechen, werden in die höchsten Ämter befördert. Wer einen eigenen Standpunkt vertritt, der meist noch nicht einmal politisch sein muß, wird von diesen Karrieristen hingegen meist schnell abgesägt. Den einfachen Polizeibeamten von Köln ist also nicht der geringste Vorwurf zu machen. Auch sie müssen an ihre Familien und ihre Zukunft denken. Eine höhere Schuld hat da schon der Polizeipräsident, der nicht mit der Wahrheit herausrücken wollte. Auch dieser hatte dabei jedoch wahrscheinlich schlichtweg Angst um seinen Job. Hätte er die sogenannten Flüchtlinge ohne Rücksprache mit der Politik beschuldigt, wäre er bei einem weniger schweren Vorfall vermutlich sofort entfernt worden. Deutschlands selbsternannte vierte Gewalt, die Vertreter der Medien, sind wiederum auf das Wohlwollen der Staatsvertreter angewiesen, um an Interviews und andere Informationen zu kommen und diejenigen, die das Glück haben, sich nicht in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis vom Staat zu befinden, haben als Angestellte oder Selbständige eines Unternehmens der freien Wirtschaft schlechte Presse oder den Entzug öffentlicher Aufträge zu fürchten. So wird von der Politik ein Klima der Existenzangst geschaffen, wobei die Chimäre, daß jeder alles sagen dürfe, offiziell weiter vertreten werden kann, da gerichtliche oder geheimpolizeiliche Schritte wie etwa in der DDR ja tatsächlich weitgehend unterbleiben. Daß sich die fehlende Freiheit für viele Deutsche jetzt an der Debatte über die Einwanderungspolitik dennoch zeigt, ist eher zufällig und wahrscheinlich dem Ausmaß des Problems geschuldet, welches eine Vertuschung sehr schwierig macht.
Die Hauptschuldigen aber sind in der Politik zu finden, war es doch eben diese Politik der Republik und ihrer Parteien, die dieses Klima der Angst geschaffen hat und Leute in Ämter hiefte, die dafür außer einer falsch verstandenen Loyalität keine Qualifikationen mitbrachten, während für die Sicherheitskräfte gleichzeitig so etwas wie ein Verbot bestand, sich auf die mehr als erwartbaren Konflikte mit einer Million Zugereisten allein 2015 überhaupt auch nur vorzubereiten oder diese anzusprechen.
Rosa Luxemburgs Forderung wird oft proklamiert, aber selten befolgt: Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenken.
Hält die heutige Bundesrepublik in puncto Freiheit einem Vergleich mit dem Kaiserreich stand? Die offizielle Geschichtsdoktrin der Bundesrepublik über das Deutsche Kaiserreich ist von Heinrich Mann und seinem Buch „Der Unterthan” geprägt: Der Papierfabrikant Diederich Heßling läßt alle seine Macht spüren, wenn er es kann und die Obrigkeit auf seiner Seite weiß, vor der er wiederum kuscht, wenn er einen anderen Standpunkt als diese vertritt. Im Bündnis mit den Sozialdemokraten und einem jüdischen Staatsanwalt zerstört er die Existenz der letzten Liberalen, die von den Märzereignissen von 1848 übriggeblieben waren, und bereichert sich damit auch persönlich. So die Handlung des Buchs.
Allein der Umstand jedoch, daß dieses Buch auch während des Krieges publiziert werden durfte, spricht nicht für die These einer katzbuckelnden Bevölkerung in einem unfreien Staat. Weitere Beispiele gibt es viele: Der Liberale Friedrich Naumanndürfte ebenso frei über eine Zukunft nach dem Kaiser philosophieren wie die Sozialdemokraten zumindest unter Wilhelm II. auf Kongressen von Revolution und Umsturz sprechen durften. Der später in der Republik ermordete Karl Liebknecht prangerte während des Krieges öffentlich Menschenrechtsverletzungen im Osmanischen Reich an und wurde auch nicht für die Organisation von Streiks während des Krieges in Beugehaft genommen. Was die Freiheit angeht, ist das Kaiserreich und nicht die Bundesrepublik noch heute der Maßstab. L.R.
Gedenken an die Reichsgründung vor 145 Jahren
Das Deutsche Kaiserreich in den Grenzen von 1871 bis 1918. Fürst Bismarck erklärte nach der Reichsgründung mehrfach, das Reich sei „saturiert“: Von seinen Nachbarn müßte es nicht als potentieller Aggressor gefürchtet werden.
Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm I. von Preußen nach eingeholter Zustimmung der anderen deutschen Fürsten zum Kaiser des Deutschen Reichs proklamiert. Damit gab es erstmals nach der langen Agonie des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation seit dem Spätmittelalter bis zu seiner formellen Auflösung 1806 wieder einen ernsthaften gemeinsamen deutschen Staat, wenngleich ohne Österreich. Die Neugründung eines solchen Staats wurde von den europäischen Großmächten ob des eigenen Vorteils lange zu verhindern versucht. Die Angst des Auslandes vor einem einigen Deutschland erklärt auch den Umstand, daß die Einigung nicht friedlich stattfinden konnte, sondern nach drei Kriegen im Spiegelsaal des Versailler Schlosses mitten auf dem Staatsgebiet des damaligen Kriegsgegners Frankreich erfolgte. Der kriegerische Hintergrund der Reichseinigung ist also historisch nachzuvollziehen und sollte nicht den Blick darauf verstellen, daß die Deutschen sich ihr gutes Recht erstritten, wieder in einem Land leben zu dürfen. Dies ist ähnlich wie die Wiedervereinigung 1990 sehr wohl etwas Positives und so wird dieses Ereignisses deutschlandweit in zahlreichen kleinen, aber feinen Zirkeln gedacht.
Einer dieser Kreise ist die Schülerverbindung des Autors, die an jedem 18. Januar einen Reichsgründungscommers schlägt. Um neue Mitglieder zu gewinnen, wurde in den vergangenen Wochen für diese Veranstaltung Werbung an Schulen gemacht, und was die flyerverteilenden Verbindungsschüler dabei erlebten, ist durchaus bezeichnend für die geistige Verfassung der Bundesrepublik. So wurde an einer Schule vom Lehrkörper versucht, das Verteilen der Flyer zu unterbinden, „die an eine angebliche deutsche Staatsgründung 1871 erinnern” und damit politisch seien. Dies sei verboten und man brauche eine Genehmigung vom Ordnungsamt, sagte eine aufgebrachte Rothaarige, die auf die Frage, ob sie denn zum Ordnungsamt gehöre, nur vorbringen konnte, daß sie die stellvertretende Rektorin sei und das Recht habe, Platzverweise zu erteilen. Nein, das hatte sie natürlich nicht und wußte dies auch ganz genau, weswegen unserem Angebot, gerne die Polizei oder das Ordnungsamt hinzuzuziehen auch nicht nachgekommen wurde. Stattdessen stellte sie uns den Sportlehrer der Schule an die Seite, der uns wohl einschüchtern sollte. Da er die Verteilaktion aber ebenfalls nicht unterbinden konnte, forderte er stattdessen die Schüler auf, die Flyer sofort in den Müll zu werfen und warf uns vor, die Schüler zu manipulieren.
Die Behauptung, Deutschland habe die Hauptschuld am 1. Weltkrieg, wie sie bis heute von Alt-68er-Geschichtslehrern in den Klassen unbedarft vorgebracht wird, ist dann wahrscheinlich keine Manipulation, sondern die objective Wahrheit… An dem Abend des 18. Januar selber gab es eine Schülerdemonstration unter dem Motto Party? Burschenschaften? Wir feiern nicht mit Nazis!. Eine Anstiftung von Mitgliedern des Lehrkörpers verschiedener Schulen zu dieser Demonstration gegen unsere Manipulation ist nicht unwahrscheinlich.
Das Bild stammt nicht von der beschriebenen Flyerverteilung im Januar 2016. Aber es zeigt, daß auch Monarchisten in Berlin Flyer verteilten und auf sich aufmerksam machten, ohne daß es zu Zwischenfällen kam.
Das Interesse an der Veranstaltung war dann immerhin sehr groß und es gelang, eine zufriedenstellende Zahl an Interessenten auf das Verbindungshaus zu lotsen, die den Weg ohne die Werbeaktion nicht gefunden hätten. Dies zeigt einerseits, daß das Kaiserreich als Thema zieht: Solange eine Idee noch in der Lage ist, Kontroversen auszulösen, ist sie nicht tot. Andererseits bedeutet es auch, daß man sich eben nicht einschüchtern lassen darf. Vielleicht werden die Schulen ja jetzt auch öfter Besuch von Verbindungen bekommen, als es den Lehrkörpern lieb ist. L.R.
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Die vollständige 160. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Ausstellung zu Kaiser Wilhelm II. in den Niederlanden
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Der Info-Brief ist grundsätzlich kostenlos und wird aus Idealismus herausgegeben. Prinzipiell gilt, daß jeder, der sich mit Artikeln, Veranstaltungshinweisen, Kritik oder Anregungen einbringen möchte, herzlich dazu eingeladen ist, dies auch zu tun. Um „Corona“ zu beziehen, müssen Sie sich nur per Mail an corona_redaktion@yahoo.com in die Bezieherliste eintragen, dann wird Ihnen alle drei Wochen der Nachrichtenbrief kostenlos und unverbindlich zugestellt.
Die Überreste der Familie von Zar Nikolaus II., welcher in der St. Peter und Paul Kathedrale von St. Petersburg begraben liegt, sind exhumiert worden, um mit Sicherheit feststellen zu können, ob die sterblichen Überreste, die im Jahr 2007 in der Nähe des Ortes gefunden wurden, an dem die Familie 1918 ermordet wurde, dem Zarewitsch Alexei und seiner älteren Schwester Großfürstin Maria zugeordnet werden können. Schon 1991 wurden die Überreste des Zaren, seiner Frau und seiner Töchter Tatiana, Olga und Anastasia in einem anderen Grab bei Jekaterinburg gefunden.
Für die heiliggesprochene Zarenfamilie wurden zahlreiche Ikonen hergestellt.
Die Exhumierung wurde von Vertretern des Hauses begrüßt und steht im Zeichen einer monarchistischen Renaissance in Rußland: Am Ort des Mordes steht heute die Blutkirche, wo alljährlich viele Tausende Russen der feigen Tat der Kommunisten und des Martyriums der Zarenfamilie gedenken. Auch wurde die Familie im Jahr 2000 für ihr Leiden von der orthodoxen Kirche kanonisiert. Im Jahr 2008 wurden Zar Nikolaus II. und die Romanows schließlich auch politisch rehabilitiert, da sie Opfer politischer Repressionen gewesen seien, wie der oberste russische Gerichtshof befand.
Bereits 1918 gab es eine Untersuchung des Mordes, als die weißen Garden Jekaterinburg zeitweilig befreien konnten. Sie mußte jedoch durch das erneute Vorrücken der roten Armee abgebrochen werden. Eine Untersuchung nach dem Fall des Kommunismus führte zu keinem Ergebnis, da die vermutete Anordnung der Morde durch Lenin nicht bewiesen werden konnte. L.R.
Monarchietheorie: Charles Maurras
Charles Maurras (1868 – 1952)
Der intellektuelle Führer der französischen Royalisten der Action Française vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg war eine kontroverse Person: Sein Haß auf alles Deutsche macht ihn sicher gerade für Leser diesseits des Rheins schwierig. Außerdem galt Maurras als Antisemit, der im Rahmen der Dreyfus-Affaire in der Politik aufstieg und in der Zwischenkriegszeit den jüdischstämmigen Premierminister Leon Blum beleidigte und dafür acht Monate ins Gefängnis gehen mußte. Im 2. Weltkrieg verhielt er sich neutral und kritisierte sowohl Kollaborateure als auch die Résistance. Daß Charles Maurras nach dem 2. Weltkrieg ausgerechnet für Kollaboration mit den Deutschen verhaftet und verurteilt wurde, ist daher immerhin nicht den Fakten, sondern eher dem Wunsch von politischen Gegner nach seiner Kaltstellung geschuldet, und zeigt, wie die Herren in der Republik mit ihren Gegnern umgehen, wenn sie es können.
Als Mitglied der Académie Française war Maurras trotz aller Kontroversen sicher ein hochintelligenter Mensch, mit dem man schon deswegen die Auseinandersetzung suchen und zu hinterfragende Einstellungen in den zeitlichen Kontext einordnen muß, weil er in neuerer Zeit mit der “Enquête sur la monarchie” (Untersuchung zur Monarchie) von 1900 eine der wenigen zweifellos treffenden Rechtfertigungen der Monarchie verfaßt hat.
Nach Maurras muß die Monarchie vier Prinzipien erfüllen: Sie muß traditionell und vererbbar sowie antiparlamentarisch und dezentral sein. In der Vorstellung von Maurras rechtfertigt sich ein Regime nicht durch Wahlen, sondern durch seine Nützlichkeit, also seine Fähigkeit, „das zu tun, was zu tun ist”. Da die Interessen des Monarchen mit denen des Staates identisch sind, kommt die Monarchie dieser Idee am nächsten. Weil sie die Traditionen der Nation verkörpern soll, muß sie dabei vererbbar sein. Der Antiparlamentarismus erklärt sich daraus, daß die Republik, in der ein Parlament herrscht, nicht in der Lage ist, irgendeine Form langfristiger Politik zu betreiben, da kurzfristige und egoistische Interessen und Gemengelagen dem entgegenstehen. Weiterhin führt sie zur Herrschaft des Geldes, heute würde man sagen zur Herrschaft von obskuren Interessenverbänden. Schutz dagegen ist wiederum nur eine Instanz, die mit dem Staatsinteresse selbst identisch ist. Der dritte Gedanke, jener der Dezentralisierung, ist für die französische Tradition sehr ungewöhnlich. Konsequenz des Machthungers der Herrschenden in der Republik ist immer Zentralismus und Bürokratie. Das Leben einer Nation findet aber auf Mikroebene in den Kommunen statt. Dort werden Traditionen gepflegt, die den Charakter eines Landes bestimmen. Nur eine Monarchie ist nach Maurras stark genug, der Versuchung des Zentralismus zu widerstehen, da der Monarch das Charisma und die Legitimität besitzt, die Abgeordnete nie haben können.
Von Charles Maurras ist schließlich auch folgender Ausspruch überliefert: La monarchie, le moindre mal et la possibilité du bien – die Monarchie, das geringste Übel und die Möglichkeit des Guten. Sollte Churchill seinen heute gebetsmühlenartig wiedergegebenen Spruch von der Demokratie als schlechtester Staatsform außer allen anderen am Ende gar von Maurras abgekupfert haben? L.R.
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Die vollständige 155. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
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IKH Herzogin Donata von Oldenburg, verwirtwete Prinzessin von Preußen.
Am 5. September ist in einem Krankenhaus in Traunstein Ihre Königliche Hoheit, Herzogin Donata von Oldenburg, verwitwete Prinzessin von Preußen, gestorben. Die Mutter S.K.H. Prinz Georg Friedrichs von Preußen starb – wie das Haus Preußen mitteilt – nach schwerer Krankheit.
Der 9. November markierte in der deutschen Geschichte oft wichtige Ereignisse. Am 9. November 1974, dem 67. Geburtstag SKH Prinz Louis Ferdinands, verlobte sich sein Sohn und Erbe SKH Prinz Louis Ferdinand jr. mit IE Gräfin Donata zu Castell-Rüdenhausen. Die Hochzeit fand im Mai 1975 unter großer Anteilnahme statt.
Gräfin Donata zu Castell-Rüdenhausen wurde am 20. Juni 1950 als drittes von acht Kindern von Fürst Siegfried und Fürstin Irene zu Castell-Rüdenhausen geboren. 1975 heiratete sie den Erben des Hauses Preußen, Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Bereits zwei Jahre später starb ihr Mann nach einem Manöverunfall bei der Bundeswehr und hinterließ neben dem 1976 geborenen Prinz Georg Friedrich eine schwangere Frau, die ein halbes Jahr später einer Tochter das Leben schenkte: Prinzessin Cornelie-Cécile von Preußen (*30. Januar 1978). Die Witwe ehelichte 1991 Herzog Friedrich-August von Oldenburg.
Jahrelang setzte sich die Verstorbene für Kinder in Rumänien ein, indem sie auf Benefizveranstaltungen, Konzerten und Autorenlesungen Geld sammelte. Mit den Mitteln wurde u. a. ein Krankenhaus in Temeschburg (Timisoara bzw. Temesvár) wieder aufgebaut.
Unser ganzes Mitgefühl gilt der kaiserlichen Familie und allen ihren Hinterbliebenen. Wir werden der Mutter unseres Prätendenten immer ein ehrendes Gedenken bewahren.
Corona-Treffen in Frankfurt/Main
Am Samstag, den 12. September trafen sich insgesamt elf Autoren und Freunde der Coronain Frankfurt am Main. Der Ort war aufgrund seiner zentralen Lage gewählt worden. Nach einem Stadtspaziergang, welcher von einem in Frankfurt arbeitstätigen Teilnehmer geleitet wurde, kehrte man in das Restaurant „Steinernes Haus” ein, um bei Apfelwein darüber zu sprechen, wie die Coronanoch besser gemacht werden kann.
Vereinbart wurde unter anderem, daß im Jahr 2016 zwei Kampagnen gestartet werden sollen: einmal soll aus Anlaß des 75. Todestags von Kaiser Wilhelm II. am 4. Juni eine größere Reisegruppe in Haus Doorn dem vorläufig letzten deutschen Kaiser ihre Reverenz erweisen und zum zweiten ist eine Aktion zum 40. Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit, des Chefs des Hauses Hohenzollern ins Auge gefaßt. Zu beidem werden rechtzeitig in CoronaEinzelheiten veröffentlicht. Die Erstellung eines Glückwunschtelegramms, welches online signiert und mit Klarnamen und Adresse versehen werden kann, wird geprüft. An die Corona-Redaktion wurde weiterhin der Wunsch herangetragen, daß mehr Artikel über deutsche Fürstenhäuser und Aktivitäten deutscher Royalisten veröffentlicht werden sollten. Die Redaktion machte hierbei deutlich, daß dafür Zuarbeiten notwendig sind, da man nicht über ein Netzwerk verfüge, welches sich in alle Regionen Deutschlands mit ihren verschiedenen Fürstenhäusern erstreckt. Weiterhin wurde der Wunsch geäußert, daß positiver berichtet werden soll, was sich auf die Themenwahl bezieht. Auch soll es im Blog mehr Monarchietheorie geben, also die philosophische Rechtfertigung dieser Staatsform. Bei dieser inhaltlichen Arbeit wollen sich künftig auch einige Teilnehmer der Frankfurter Runde beteiligen.
Es wurde schließlich auch darüber diskutiert, das Corona-Format flexibler zu gestalten. So soll der Nachrichtenbrief künftig wie bisher mindestens zwei Seiten umfassen. Bei Vorhandensein der entsprechenden Inhalte können es gegebenenfalls aber auch mehr sein.
Bezüglich der Mitarbeit an der Coronawerden die bisherigen Corona-Autoren Unterstützung bei der Gestaltung des Facebookauftritts erhalten. Der Kontakt zu weiteren möglichen Autoren soll gesucht werden.
Die Corona-Redaktion wertet das Treffen als Erfolg und wird es nächstes Jahr wiederholen. Als Tagungsort im Gespräch dafür ist Hannover. Für die Autoren war es erfreulich zu sehen, daß alle Teilnehmer des Treffens mit beiden Beinen erfolgreich im Leben stehen. Dies spricht dafür, daß Monarchisten erfolgreiche Menschen in der Mitte der Gesellschaft sind. L.R.
Ein Wahlrecht für Parteien, nicht für Bürger
Der ehemalige britische Premierminister Sir Winston Churchill ist immer wieder eine Fundgrube für Erkenntnisse, die den Politikbetrieb beleuchten. So wird ihm der Satz zugeschrieben: „Es kommt gar nicht darauf an, wer die Stimme abgibt, wichtig ist, wer die Stimmen auszählt.“ Gemeint sind natürlich die Wahlhelfer, die brav die Stimmzettel auswerten und dabei nicht mogeln, aber wichtig ist auch – und das hatte Churchill im Blick -, wer die Wahlgesetze erläßt. Und da bietet Baden-Württemberg gegenwärtig ein Musterbeispiel, wie Lobbygruppen versuchen, das Wahlrecht in ihrem Sinn zu ändern.
Der Südwesten steht mit seinem Wahlrecht einzigartig da, weil man bei Landtagswahlen keine Landeslisten kennt. Gewählt werden nur Abgeordnete direkt in einem Wahlkreis. Nach dem Verhältniswahlrecht werden die kleineren Parteien, die keinen Abgeordneten direkt durchbringen, über ein Zweitauszählverfahren berücksichtigt. Als gewählt gelten dann die Kandidaten, mit den nächsthöheren Prozentzahlen (bis 2011 galt die nächsthöhere Stimmenzahl). Es waren und sind also die Bürger, die bestimmen, wer in den Landtag einzieht.
Das kann so nicht bleiben, meinte ver.di-Chefin Leni Breymaier. Gäbe es eine Landesliste, so ihre Überlegung, wäre das Geschlechterverhältnis im Parlament besser. „Dann könnten die Parteien auf ihren Listen die Proportion zwischen Männern und Frauen, Juristen und Krankenschwestern, Alteingesessenen und Migranten geraderücken“, sagte Breymaier. Weil dies aber nicht der Fall sei, habe man „einen Männerclub mit weißen, christlichen Herren gehobenen Alters„. So ist’s recht, ein Wahlergebnis, das einem nicht gefällt „geraderücken“. Die Gewerkschafterin verlangte definitiv mehr Einfluß für die Parteien bzw. die Parteispitzen, die sich ihre Landeslisten ausbaldowern könnten. Endlich bekämen Führungsleute in Stuttgart die Möglichkeit, sich ihre Lieblingskandidaten unter Umgehung der Basis in den Wahlkreisen auszusuchen. Parteifußvolk wie auch der Wähler dürften das nur noch abnicken beziehungsweise per Kreuzchen abhaken.
Nicht nur Stuttgart 21 – Gegner suchen Hilfe beim König.
Nach der Verfassung des Königreichs Württemberg wäre die Landtagswahl 2011 übrigens ungültig gewesen. §143 sagt: Eine gültige Wahl kommt nur durch die Abstimmung von wenigstens zwei Drittheilen der Wahlberechtigten zu Stande. Die Wahlbeteiligung lag in Baden-Württemberg zuletzt nur bei 66,3% und hätte dïe verfassungsgemäß vorgeschriebene Quote des königlichen Württembergs nicht erreicht. In anderen Ländern sank die Zahl der Wählerinnen und Wähler schon unter die 50%-Marke, aber um dieses Problem kümmerte ver.di sich nicht. Es ist ja auch egal, ob die Parteilisten von 80% oder nur 25% der Wahlberechtigten abgenickt werden. Die Listenkandidaten bekommen unabhängig von der Wahlbeteiligung ihr Mandat. H.S.
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Die vollständige 154. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Der Info-Brief ist grundsätzlich kostenlos und wird aus Idealismus herausgegeben. Prinzipiell gilt, daß jeder, der sich mit Artikeln, Veranstaltungshinweisen, Kritik oder Anregungen einbringen möchte, herzlich dazu eingeladen ist, dies auch zu tun. Um „Corona“ zu beziehen, müssen Sie sich nur per Mail an corona_redaktion@yahoo.com in die Bezieherliste eintragen, dann wird Ihnen alle drei Wochen der Nachrichtenbrief kostenlos und unverbindlich zugestellt.
Wie im letzten Nachrichtenbrief angekündigt, wollen wir in dieser Ausgabe Sie zu Wort kommen lassen, da sie ein kleines Jubiläum darstellt und die Standpunkte und Meinungen zur Monarchie, die wir seit 2006 in 149 Ausgaben mit unseren Artikeln vertreten haben, nicht den Anspruch erheben, für alle Freunde der Monarchie allgemein gültig zu sein. Wie diese Ausgabe zeigt, sind die Motive, sich für die Monarchie auszusprechen, in der Tat sehr unterschiedlich, wenngleich viele Leser ihr Bekenntnis historisch begründen.
Seit es Coronagibt, ist die monarchische Staatsform für Deutschland nicht nähergerückt, daran ändern auch die 645 Bezieher, die 615 Facebookfreunde, die „Follower” bei Twitter und fast 200.000 Zugriffe auf unseren Blog recht wenig, auch wenn die sich weiterhin positiv entwickelnden Zahlen immerhin dafür sprechen, daß Coronaetwas vertritt, das von einigen gewünscht wird, anderswo aber nicht oder kaum vertreten wird. Daß Coronadabei immer noch weitgehend eine Zweimannshow ist, auch wenn Gastbeiträge in letzter Zeit zugenommen haben, ist nicht die Schuld der Autoren. In Zeiten der Internetsuchmaschinen haben viele offenbar Angst, Standpunkte offen zu vertreten, was ein Indiz dafür ist, daß die gerade in den Republiken vielgepriesene Meinungsfreiheit nur solange gilt, wie man das meint, was gerade en vogue ist. Vielleicht fehlt es aber auch einfach an Engagement. “Travailler pour le Roi de Prusse”, für den König von Preußen arbeiten, ist eine Redensart im Französischen, die bedeutet, daß man eine Sache um ihrer selbst willen tut, ohne dabei auf den persönlichen Vorteil zu hoffen. Wir danken unseren Gastautoren dieser und vorangegangener Ausgaben, daß sie dies getan haben, und freuen uns auch in Zukunft auf Beiträge von außen. L.R.
Angebote schaffen – Präsenz zeigen
Plakat des 3. Monarchieforums in Berlin.
Die TuL-Mitgliederversammlung 2006 in Coburg war – zumindest nach monarchistischen Maßstäben – eine überaus turbulente Veranstaltung. Fundamentale Differenzen über den Kurs des Vereins und leider auch persönliche Kränkungen führten zu Austritten und bildeten den Anstoß für eine ganze Reihe neuer Projekte und Initiativen. Manches unausgegorene Konzept kam über die Erstellung einer Homepage nie hinaus, in anderen Bereichen – man denke an die Monarchieforen – wurde Großes und Wegweisendes geleistet. Überdauert hat freilich nur ein Unternehmen – das Online-Magazin Corona, von dem wir heute die 150. Nummer auf dem Bildschirm haben.
Obwohl es stets für Gastbeiträge – hin und wieder auch von meiner Seite – offen war, ist der Info-Brief doch zuallererst das Werk seiner beiden Herausgeber, denen dafür ein herzliches Dankeschön gebührt. Der Anspruch bestand von Anfang an darin, als neutraler, aber sympathisierender Beobachter über die Aktivitäten der alten und neuen Gruppen zu berichten und aktuelle Entwicklungen aus der weltweiten monarchistischen Szene sowie bedeutsame politische Themen in einer ansprechenden Form zu präsentieren. Die regelmäßig verschickte pdf-Datei sollte all das sein, was die bestehenden royalistischen Druckerzeugnisse schon lange nicht mehr sind: aktuell, relevant, ehrlich und angefüllt mit selbstproduziertem „Content“ (und damit nicht Ausgabe für Ausgabe justiziabel …). Angesprochen durfte sich jeder fühlen, vom organisierten Hardcore-Monarchisten bis hin zum gelegentlichen Royalty-Watcher, der jenseits des „Bunte-Post“-Niveaus fundierte Informationen sucht. Der Einstieg ist bewußt „niederschwellig“: Es kostet nichts und es braucht bloß eine (anonyme) Mailadresse für den Bezug. Seit 2011 gibt es dann auch noch den Blog und die inzwischen obligatorische Facebook-Seite, die zumindest theoretisch den Austausch im web 2.0 ermöglichen. Mit ersten Lesertreffen sollte dann 2014 der Sprung ins „real life“ gewagt werden – das Ergebnis war ausbaufähig.
Eigentlich wurde also alles richtig gemacht. Trotzdem ist die Freude über die Jubiläumsausgabe nicht gänzlich ungetrübt. Wie man von den Herausgebern hört, sind es auf dem Blog vor allem die historischen Themen, die angeklickt werden. Seit längerer Zeit stagniert auch die Abonnentenzahl im höheren dreistelligen Bereich, geht z.T. sogar leicht zurück. Das ist schon etwas ernüchternd angesichts der Tatsache, welcher digitale Nonsens ansonsten binnen kürzester Frist mit Hunderttausenden „likes“ bedacht wird. Sollte die Coronadamit tatsächlich bereits ihr Potential ausgeschöpft haben? Gibt es nicht einmal tausend Monarchisten in Deutschland, und betrachten diese die Monarchie vor allem als historisches Phänomen ohne Relevanz für die Zukunft?
Vielleicht sollte man sich vom Gedanken an eine ständig wachsende royalistische Massenbewegung verabschieden und anerkennen, daß die aktuelle politische Großwetterlage uns trotz aller Krisenerscheinungen nicht in die Hände spielt. Es gilt schlicht, Angebote zu schaffen und Präsenz zu zeigen. Wer Monarchisten sucht, soll und wird auch welche finden. Monarchist zu sein, heißt nicht, etwas Sinnvolles oder Vernünftiges zu tun. Es heißt, das einzig Richtige zu tun. In diesem Sinne: Auf die kommenden 150 Ausgaben! T.G.
Wie kommen Jugendliche zur Monarchie?
Ich kam zum ersten Mal 2005, während meines Studiums, in Kontakt mit organisierten Monarchisten. Zunächst machte mich ein Kommilitone mit Erbe und Auftrag vertraut, 2006 stieß ich dann über das Internet zur Kaisertreuen Jugend. Damals waren „soziale Medien“ in Deutschland noch nicht sehr verbreitet, man diskutierte mit Gleichgesinnten vor allem in Foren. Die Kaisertreue Jugend entwickelte sich 2007 aus einem solchen Internetforum zu einem (nicht eingetragenen) Verein, dessen Gründung am 27. Januar 2007 in Berlin vollzogen wurde. In den folgenden Jahren führten wir mehrere Veranstaltungen durch, ganz vorne zu nennen sind wohl die beiden Monarchieforen 2008 in Laufen/Salzach und 2009 in Hechingen, die unter tatkräftiger Mitarbeit der KJ zustande kamen.
Kaisertreue Jugend – e. V. in Gründung hieß es 2007, drei Jahre später hätte man das umbenennen müssen in e.V. in Liquidation.
Auch die Presse zeigte sich bald interessiert an der KJ. Es folgten – faire und weniger faire – Interviews, etwa durch die ZEIT, Süddeutsche Zeitung Magazin oder auch den mitteldeutschen Radiosender Sputnik. Die Frage, die alle Journalisten faszinierte, war stets: „Was bringt Jugendliche im 21. Jahrhundert dazu, die Ideale der Monarchie zu vertreten?“ Bei vielen fängt es wahrscheinlich wie bei mir mit einem Gefühl der Unsicherheit, einem Gefühl der Leere an: Irgendwas fehlt in diesem Land. Man fühlt, wie sich ein Wertevakuum immer weiter ausbreitet, ist mehr oder weniger abgestoßen vom Geschacher der Parteien (etwa um das Amt des Bundespräsidenten) und sucht nach Alternativen. In der Monarchie haben wir damals diese Alternative gefunden. Bewunderung etwa für die Liebe der Briten zu ihrer Queen und ihre Identifikation mit der britischen Monarchie. Wahrscheinlich gehört diese „Suche nach Werten“ zur Adoleszenz, leider landen viele Jugendliche dabei in links- oder rechtsradikalen Sackgassen.
Aufkleber aus der Zeit der Kaisertreuen Jugend, der die K-Frage stellte.
Leider sind Jugendliche zwar schnell für etwas zu begeistern, wenden sich aber auch schnell wieder von einer Idee ab, wenn sich nicht sofort etwas tut. Das mußten wir auch in der Kaisertreuen Jugend erfahren. Das Eintreten für die Monarchie bringt eben keine „schnellen Ergebnisse“, und so verabschiedeten sich viele Mitglieder bald wieder. Das ist kein Vorwurf, ich weiß selbst noch, wie ich in diesem Alter oft begeistert Ideen und Denkmuster aufnahm, um sie dann wieder zu verwerfen. So blieb 2010 nur noch die Auflösung des Vereins mangels Aktivität. Ich bin Monarchist geblieben, so wie ein Kreis von Freunden aus KJ-Zeiten. Und auch wenn wir derzeit nicht organisiert sind, die Kaisertreue bleibt – etwa bei Fahrten nach Doorn (vgl. Bericht Seite 4 in Corona 150). Und es bleibt zu hoffen, daß zumindest ein Funken der Idee Monarchie bei den jungen Männern und Frauen hängen geblieben ist, die damals in der Kaisertreuen Jugend engagiert waren. JS (Jahrgang 1985)
„Ich hege zwar gewisse Sympathien für die Monarchie, aber …“
Wie kommen Jugendliche zur Monarchie?
Was mir die Monarchie bedeutet
Zum 74. Todestag: Wir werden Kaiser Wilhelm nie vergessen
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