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Eine Krönung für unsere Zeit
Die Krönung offenbart schlaglichtartig alles, was den heutigen Deutschen völlig fehlt: Liebe zur Geschichte, souveräne Gelassenheit, Ritualisierung der Gesellschaft und die Fähigkeit, in Jahrhunderten zu denken.“
Diese Einschätzung traf David Engels zwei Tage nach der Krönung von König Karl III. und Königin Camilla in der Tagespost. Trotz aller Sticheleien in den Medien und unfreundlichen Bemerkungen zum neuen Königspaar wollten Millionen Deutsche direkt der Krönung in der Westminsterabtei beiwohnen. Die Fernsehübertragung in der ARD verfolgten 4,881 Millionen (Sendeanteil: 42,6%), bei RTL waren es 1,452 Millionen (13,0%) und schätzungsweise eine weitere Millionen schalteten in der Zeit von 9 bis 14 Uhr bei Sat.1 ein. In der Altersgruppe von 14 bis 49 Jahren waren es mehr als 1,3 Millionen Fernsehzuschauer.
Aber die Krönung war mehr als ein Spektakel: Es war ein religiöser Akt, wie er bei der Amtsübertragung an einen Monarchen seit Tausenden von Jahren vollzogen wurde. Darauf verwies unter anderem der britische Oberrabiner Sir Ephraim Mirvis. Im Talmud stehe geschrieben, „das Königtum aus Fleisch und Blut“ sei „eine Erinnerung an das Königtum des Himmels“. Das heißt: Wenn wir einen König sehen, erinnert es uns daran, wie groß Gott ist, der König der Könige. Der Oberrabiner war nicht der einzige Religionsvertreter, der neben Erzbischof Justin Welby von der anglikanischen Staatskirche am Krönungsgottesdienst beteiligt war. König Karl hatte geschworen, „die wahre protestantische Religion“ zu schützen, aber erstmals seit 500 Jahren nahm mit Kardinal Vincent Nichols, dem Erzbischof von Westminster, auch der ranghöchste Katholik von England und Wales an der Krönung teil. Einbezogen wurden auch Kopten, Griechisch-Orthodoxe, Muslime, Sikhs und Buddhisten. Daß kein Synkretismus entstand, ist der sorgfältigen Vorbereitung durch alle Beteiligten zu verdanken. Eine Verschmischung von Glaubensinhalten oder eine Übertünchung der Unterschiede fand nicht statt.
Wie bei wichtigen Ereignissen in Monarchien üblich, nahmen manche deutschen Kommentatoren Anstoß an den angeblich „zu hohen“ Kosten für die Krönung. Von 100 Millionen ₤ war die Rede. Im ORF war es Lisbeth Bischoff, die als Expertin den republikanischen Österreichern die britische Monarche erläuterte und eine Gegenrechnung aufmachte. Schließlich „bringe“ die Monarchie ja auch Einnahmen. Speziell zur Krönung waren Zehntausende von Touristen nach Großbritannien gereist. Die Erinnerungsstücke, die weltweit gekauft wurde, kurbelten die Porzellanherstellung an und die Druckindustrie wird einen Boom erfahren mit Büchern, Zeitschriften, Postern und Karten. Und überhaupt: Wenn sich Bundesrepublikaner über die Summe in Großbritannien erregen sollten, könnten sie viel lohnendere Objekte im eigenen Land finden. Der Erweiterungsbau des Kanzleramts kommt einem in den Sinn, der nach derzeitigen Schätzungen 777 Mio. € verschlingen wird. Und man darf sicher sein, daß bei diesem Bau nach seiner Fertigstellung mit Einnahmen aus dem Tourismus nicht zu rechnen ist. H.S.
Der Kaiser in Jerusalem
Vor einigen Wochen hatte der Autor das Glück, die Jerusalemer Altstadt besichtigen zu können, etwas weniger als 125 Jahre nach Kaiser Wilhelm II., welcher im Oktober und November 1898 im Heiligen Land weilte. Bekannt ist, daß der Kaiser das Land kaufte, auf welchem heute die evangelische Erlöserkirche steht. Weniger bekannt ist, daß er auch für die katholische Kirche ein Grundstück erwarb, auf dem dann die St. Dormitiokirche gebaut wurde. Schließlich wies er den deutschen Konsul an, ein Grundstück auf dem Ölberg zu erwerben, auf dem das Auguste-Viktoria-Hospital entstand – da das Reisen für Pilger damals beschwerlich war, kamen viele nicht gesund an und in Jerusalem gibt es zahlreiche Krankenhäuser. Heute beherbergt der Komplex neben dem noch bestehenden Kranken-haus zahlreiche deutsche Institutionen.
Als der Kaiser kam, war er wohl enttäuscht über das damals verschlafene Städtchen, welches doch eigentlich die Wiege unter anderem der christlichen Zivilisation war. Christliche Bauten waren schlecht erhalten und auch die christliche Gemeinde war recht klein und eher noch im Schrumpfen begriffen.
Damals begann das Deutsche Reich, mit dem Osmanischen Reich sehr gute Beziehungen aufzubauen, baute die Bagdadbahn und finanzierte die Modernisierung des Staates, der oft als kranker Mann Europas bezeichnet wurde. Zwar gab es kein formelles Bündnis, es war aber jedem klar, daß das Zustandekommen eines solchen aus gegebenem Anlaß nicht unwahrscheinlich war und Deutschland war einer der wenigen Freunde, die die Hohe Pforte überhaupt hatte. So konnte der Kaiser denn auch beim osmanischen Sultan intervenieren, um all diese Grundstücke zu erhalten, die die Sichtbarkeit des christlichen Erbes der Stadt bis zum heutigen Tage sehr verbessert hat. Kaiser Franz Josef wirkte übrigens ebenfalls in diese Richtung und auch das Österreichische Hospiz gibt es noch heute, es wird heute jedoch für kulturelle Veranstaltungen genutzt und hat einen großen Restaurationsbereich.
Im Heiligen Land traf sich der Kaiser schließlich auch mit Befürwortern eines jüdischen Staates dort, denen er jedoch im Hinblick auf die befreundeten Osmanen eine Absage erteilte, nicht ohne sie gleichzeitig trotzdem dazu zu animieren, sich dort niederzulassen.
In diesen Tagen strich die Westfälische Wilhelmsuniversität Münster Wilhelm II. aus dem Namen und heißt nur noch Unversität Münster. Begründet wurde dies unter anderem damit, daß der Kaiser Antisemit gewesen sei. Während er also in Münster gecancelt wurde, ist er in Jerusalem noch mehr als präsent. L.R.
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Die vollständige 287. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Inhalt der 287. Ausgabe:
· Eine Krönung für unsere Zeit
· 84% für Prinz Georg Friedrich von Preußen
· Der Kaiser in Jerusalem
· Hauschefs aus Baden und Hohenlohe bei der Krönung
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