Nachdem es Mitte 2021 noch nach einer Regierung ohne Beteiligung der SPD ausgesehen hatte, weswegen der gegenwärtige Bundespräsident Steinmeier wohl bereits auf gepackten Koffern gesessen haben dürfte, ist seine Wiederwahl jetzt sicher. Zarter Widerstand kam anfangs noch von Grünen und CDU, die überlegten, eine Frau zu nominieren. Monarchisten mag dieses Kriterium erstaunen, wirft man ihnen doch im Allgemeinen vor, sie würden sich ein Staatsoberhaupt nach biologischen Kriterien wünschen. Die sonst sehr auf Frauen in Führungspositionen achtenden Grünen dürften jedoch bei ihrem Rückzieher die Harmonie in ihrer Regierungskoalition im Sinn gehabt haben und die CDU hat wohl einfach keine Frau gefunden, die sich für eine vorhersehbare Niederlage in der Bundesversammlung aufstellen lassen wollte. Nun wird es also keine Frau, sondern zum zweiten Mal Steinmeier, woran auch nichts ändert, daß sowohl Linkspartei als auch AfD eigene Kandidaten aufstellen. Neben den Bundestagsabgeordneten entsenden die Bundesländer Repräsentanten in die Bundesversammlung, die dann den Präsidenten wählt. Oftmals sind diese keine Politiker, sondern bekannte Persönlichkeiten, die die Gesellschaft repräsentieren und so dem Volk einen Eindruck der Mitbestimmung vermitteln sollen. Glaubwürdig ist dies natürlich nicht, denn der Sieger steht vorher fest und gleichzeitig wird jedes Element direkter Demokratie auf Bundesebene seit Jahren und Jahrzehnten erfolgreich verhindert. Insofern ist dies also keine echte Wahl und man könnte dem Steuerzahler das Zusammentreten der Bundesversammlung ersparen. Der ehemalige schleswig-holsteinischen Ministerpräsident Harry Carstensen hat im übrigen einmal gezeigt, wie es geht: Er blieb der Bundesversammlung fern, weil sein Dackel krank war.
Zu Frank-Walter Steinmeier kann man positiv sagen, daß er seiner Frau eine Niere spendete. Dies zeugt immerhin von Mut. Neben der bekannten Tätigkeit für eine vom Verfassungsschutz beobachtete, linksextreme Zeitschrift während seines Studiums, die man als Jugendsünde abtun kann, blieb Steinmeier als Politiker eher blaß. Unter Gerhard Schröder war er Chef des Kanzleramts und unter Merkel zwei Mal Außenminister, ohne besondere eigene Akzente zu setzen, an die man sich erinnern würde. In seiner ersten Amtsperiode als Bundespräsident hat Steinmeier dagegen mehrere Male danebengegriffen. Hier ist an Fehltritte wie ein Glückwunschtelegramm an die blutigen Atommullahs im Iran zum Jahrestag ihrer mörderischen Revolution sowie die Empfehlung eines Konzertbesuchs einer linksextremen Musikgruppe zu denken. Negativ ist jedoch vor allem seine Geschichtspolitik zu sehen. So verklärt er die Revolution von 1848, während er den 150. Jahrestag der Reichsgründung von 1871 nur sehr stiefmütterlich behandelte. Demokratie setzt er offenbar fälschlicherweise mit der Republik gleich, und so gab er unlängst auch ein Buch mit heraus, in dem deutsche Republikaner gewürdigt werden. Den 9. November 1918 stellt er im übrigen in eine Reihe mit dem 9. November 1989, wo es auch um die Freiheit gegangen sei. Wahrscheinlich hat er da sogar recht, nur nicht so, wie er denkt. Für eine zweite Amtszeit Steinmeiers läßt dies nichts Gutes im Hinblick auf die aktuellen, ein objektives Geschichtsbild zu Gunsten politisch-ideologischer Deutungen verzerrenden Debatten etwa um Bismarck oder die Hohenzollern vermuten. L.R.
· Drei neue Bücher zur Rolle des Kaiserhauses in der Zeit des Nationalsozialismus
· Wahlen in Libyen verschoben
· Steinmeier vor zweiter Amtszeit
· Gedämpfte Feiern zum 50. Thronjubiläum in Dänemark
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Drei neue Bücher zur Rolle des Kaiserhauses in der Zeit des Nationalsozialismus
Prinz Georg Friedrich von Preußen am 18. August im Berliner Kronprinzenpalais bei der Vorstellung von Lothar Machtans Buch „Der Kronprinz und die Nazis“.
Spätestens seit ein TV-Moderator vier der fünf lesenswerten Historiker-Gutachten veröffentlicht hat, wurde die „Debatte“ um die Entschädigungsforderungen des Kaiserhauses für die Enteignungen nach dem 2. Weltkrieg in den Medien mit der zu erwartenden Hysterie und Polemik geführt. Es wäre illusorisch, zu glauben, die Auseinandersetzung würde mit weniger harten Bandagen geführt, hätte Prinz Georg Friedrich auf die zahlreichen Unterlassungsklagen u.a. gegen einen der hier zu rezensierenden Autoren verzichtet. Eine sachliche Diskussion auf geschichts- und rechtswissenschaftlicher Ebene scheint nicht mehr möglich, längst haben persönliche Angriffe und Unterstellungen die abwägende Argumentation ersetzt. Ein renommierter Fachgelehrter wie Wolfram Pyta, Lehrstuhlinhaber an der Universität Stuttgart, Direktor der Forschungsstelle Ludwigsburg für NS-Verbrechensgeschichte und für seine Hindenburg-Biographie weithin gelobt, muß sich nun des wissenschaftlichen Dilettantismus bezichtigen lassen, und der Emeritus Lothar Machtan, der in den letzten beiden Jahrzehnten nun wahrlich nicht als unkritischer Hohenzollern-Apologet aufgefallen ist und dessen Arbeiten über Prinz August Wilhelm, die Abdankung und den vom ZDF verfilmtenKaisersturz von den üblichen Verdächtigen des bundesrepublikanischen Feuilletons mit Wohlwollen aufgenommen worden sind, sieht sich nun von seinen ehemaligen Claqueuren als unseriöser und käuflicher Fürstenknecht diffamiert, weil seine jüngsten Forschungen über Kronprinz Wilhelm nicht zu den erwünschten Schlußfolgerungen geführt haben. Schützenhilfe erhalten die Kontrahenten durch Besprechungen von Fachkollegen, die wie Karina Urbach in der Vergangenheit mit zweifellos bedeutenden Publikationen hervorgetreten sind, sich aber in der Hohenzollern-Kontroverse bereits unzweideutig positioniert haben und wegen erwiesener Falschbehauptungen Unterlassungserklärungen abgeben mußten.
Stephan Malinowski ist bereits 2003 mit einer wegweisenden Studie zur Rolle des Adels im Nationalsozialismus hervorgetreten, in die freilich von der Presse viel hineinskandalisiert worden ist, was der Autor so nie geschrieben hatte. Malinowskis großes und unbestreitbares Verdienst in seinem neuen Werk über die Hohenzollern und die Nazis ist es, eine enorme Zahl an Quellen noch an den entlegensten Stellen aufgetan zu haben. In gewisser Hinsicht ähnelt der Band damit John Röhls monumentaler Kaiserbiographie, krankt aber ebenso wie diese stellenweise an einer fragwürdigen Interpretation. Der manchmal gewagten Argumentation wird mit umfangreichen Quellenbelegen der Anschein der Schlüssigkeit gegeben, eine Überprüfung der Fußnoten läßt dann aber doch Zweifel aufkommen, ob die aufgestellten Behauptungen sich damit stützen lassen. Dies wird unter anderem an einer zentralen Stelle der Abhandlung deutlich, nämlich der Frage nach den Auswirkungen des Wahlaufrufs des Kronprinzen für Hitler bei der Reichspräsidentenwahl 1932. Malinowski gibt zwar zu, daß sich der tatsächliche Effekt nicht seriös beziffern lasse, „kenntnis-reiche Beobachter“ unter den Zeitgenossen hätten ihn jedoch als hoch eingeschätzt. Als Referenz dient hier allerdings lediglich ein Artikel des elsässischen Sozialisten Salomon Grumbach in einer französischen Regionalzeitung. Grundsätzlich gelingt es Malinowski nicht, schlüssig darzulegen, wie sich das angeblich immense symbolische Kapital von Adel und Monarchie im Jahre 1933 – das aber bereits 1934 schon wieder weitgehend zerronnen sei – mit der gleichzeitig konstatierten politischen Bedeutungslosigkeit des Monarchismus in Einklang bringen läßt. Wen interessierte es überhaupt, wem der „Ex-Kronprinz“ seine Stimme gab, und noch wichtiger, wer machte seine eigene Wahlentscheidung davon abhängig? So faszinierend die von Malinowski zusammengetragenen Details auch sind, lassen sie den Leser doch zu häufig ratlos zurück, wenn es um die Einschätzung ihrer Bedeutung geht. Wie sind jene amerikanischen Presseberichte des Jahres 1941 zu interpretieren, nach denen Hitler Prinz Louis Ferdinand wegen dessen Ehe mit einer russischen Großfürstin nach dem Sieg über die Sowjet-union dort zum Monarchen machen wollte? Welches Gewicht ist dagegen dem Bericht einer OSS-Agentin beizumessen, der Prinz sei eine zentrale Figur in einer monarchistischen Opposition gegen den Nationalsozialismus, die auch vom Kreml als solche wahrgenommen werde? Zogen Politiker der Westalliierten daraus irgendwelche Konsequenzen, oder handelt es sich dabei nicht eher um randständige Kuriosa? Über manche Flüchtigkeitsfehler in Malinowskis Ausführungen würde man normalerweise hinwegsehen, da solche Ungenauigkeiten jedoch manchem den Hohenzollern gewogenen Gutachter akribisch angekreidet worden sind, soll hier nur recht sein, was dort billig ist. So schreibt der Autor nicht nur den Namen des NSDAP-Politikers Artur Görlitzer falsch, sondern bezeichnet ihn auch noch als Gauleiter von Berlin, obwohl er nur Stellvertreter des eigentlichen Amtsinhabers Joseph Goebbels war. An anderer Stelle behauptet Malinowski, der Kaiser habe zu seinem Geburtstag am 27. Januar 1933 in Doorn den Besuch der „Ex-Könige“ von Sachsen und Württemberg empfangen – da waren Friedrich August III. und Wilhelm II. freilich aber schon lange tot. Der interessanteste Abschnitt in Malinowskis Buch ist sicher das abschließende Kapitel über die Geschichtspolitik des Hauses nach 1945 und die Versuche, die Deutungshoheit über die eigene Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus zu erringen. Manche hier gelieferte Einsicht ist ernüchternd, etwa das freimütige Bekenntnis Louis Ferdinands in einem Brief an einen Vertrauten Henry Fords, bei der Reichstagswahl im März 1933 für die NSDAP gestimmt zu haben – ein Detail, das der Prinz in seiner Autobiographie übergangen hat.
Auch wenn die Entstehung von Lothar Machtans politischer Biographie Der Kronprinz und die Nazis vom Kaiserhaus etwa durch die Zugänglichmachung des Familienarchivs gefördert wurde und der Autor sein Werk in Gegenwart des Chefs des Hauses der Öffentlichkeit präsentieren durfte, ist die Lektüre aus monarchistischer Sicht keine angenehme, aber nichtsdestotrotz erhellend. Kronprinz Wilhelm erscheint hier nämlich nicht etwa als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, der im Bunde mit konservativen und reaktionären Kräften eine Machtübernahme Hitlers zu verhindern gesucht hätte, sondern als vollkommen unfähiger Dilettant, dessen politische Sprunghaftigkeit und Kurzsichtigkeit ihn für die Nazis zu einem unsicheren Kantonisten und als Bündnispartner weitgehend wertlos machten. Der Kronprinz habe niemals eine konzise politische Strategie mit langfristigen Zielen verfolgt, sondern sei erst Ende der 1920er Jahre und bestärkt durch seinen Freund, den intriganten General Kurt von Schleicher, in dessen hasardeurhaftes politisches Ränkespiel hineingezogen worden, habe sich dann aber in arroganter Überschätzung der eigenen Bedeutung mit Verve hervorgetan. So kommt Machtan auch zu einer realistischeren Einschätzung als Malinowski, wenn er das oft angeführte symbolische Kapital, das der Kronprinz den Nazis verschafft haben soll, letztlich als reine „Luftnummer“ entlarvt, da der deutsche Monarchismus in der Zwischenkriegszeit nie über den Status einer „Phantasmagorie“ hinausgekommen sei. Selbst in streng legitimistischen Kreisen habe Kronprinz Wilhelm sein Ansehen durch seine Flucht 1918 und sein skandalöses Privatleben nachhaltig zerstört. Für Machtan folgt daraus aber keineswegs, der Kronprinz habe Hitler nicht unterstützt. Vielmehr, so wird man folgern müssen, stellten Wilhelms Bemühungen aufgrund der eigenen Unfähigkeit und Mittelmäßigkeit in juristischen Kategorien einen (freilich dennoch strafbaren) untauglichen Versuch dar.
Der schmale, vom Museum Huis Doorn herausgegebene Band Der Kaiser und das „Dritte Reich“ bietet im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Werken nicht viel Neues, faßt die bekannten Fakten aber noch einmal knapp zusammen. Die unaufgeregte Perspektive von außen auf eine typisch deutsche „Debatte“, vor allem aber die aufgezeigten Parallelen um die Ansprüche des Kaiserhauses auf den Exilsitz Wilhelms II. nach dem 2. Weltkrieg, liefern dennoch zusätzliche Erkenntnisse. So etwa, daß die von Prinz Georg Friedrich erneuerten – inzwischen abgeschmetterten – Forderungen wohl vor allem vor dem Hintergrund der zeitweise drohenden Einstellung der Finanzierung des Doorner Museums durch den niederländischen Staat zu sehen sind. Seit diese Gefahr gebannt und der Fortbestand des Gedenkortes gesichert ist, hat das Kaiserhaus von seinen Ansprüchen Abstand genommen.
Bei aller Detailkritik an den drei hier vorgestellten Arbeiten besteht kein Zweifel daran, daß es sich um wichtige und für jeden Monarchisten lesenswerte Beiträge zur Geschichte des Kaiserhauses nach 1918 handelt, die neue Perspektiven öffnen und eine enorme Zahl bisher unbekannter Details und Quellen bekannt machen. Das Dilemma an der Hohenzollern-Debatte ist wohl, daß hier zwei Disziplinen – Rechts- und Geschichtswissenschaft – zusammenstoßen, die den Erwartungen nicht entsprechen können, die sie wechselseitig haben. Historiker maßen sich richterliche Kompetenz an, indem sie den schwammigen Rechtsbegriff der „erheblichen Vorschubleistung“ nach eigenem Gusto interpretieren. In juristischem Sinne kann es sich dabei aber wohl nur um den Straftatbestand der Begünstigung handeln (im österreichischen Strafrecht wäre es dagegen die Ermöglichung eines Verbrechens durch bloße Unterlassung). Begünstigen kann man freilich nur eine strafbare Handlung, doch welche sollte das gewesen sein? In einem weiteren Sinne alle verbrecherischen Handlungen, die nach 1933 von der NS-Regierung angeordnet und begangen wurden? Oder das an sich wohl kaum strafbare Bemühen Hitlers, sich vom Reichspräsidenten zum Kanzler ernennen zu lassen – obgleich er mit seinen Diktaturplänen nicht hinter dem Berg hielt? Die Fakten über das Verhalten des Kronprinzen und weiterer Familienmitglieder liegen nun weitgehend auf dem Tisch. Ihre abschließende Beurteilung obliegt – zum Glück, bedenkt man die wohlfeilen Ratschläge mancher Historiker an die Richter – weder der Geschichtswissenschaft, noch Journalisten, sondern einer hoffentlich nach wie vor unab-hängigen und unparteiischen Justiz, die in bester preußischer Tradition nach Recht und Gesetz, und nicht nach Sympathie und aus Moralismus urteilt. T.G.
Stephan Malinowski: Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration, Berlin, Propyläen, 2021, 752 S., ISBN 978-3-549-10029-5, 35 €.
Lothar Machtan: Der Kronprinz und die Nazis. Hohenzollerns blinder Fleck, Berlin, Duncker & Humblot, 2021, 300 S., ISBN 978-3-428-18394-4, 29,90 €.
Jacco Pekelder, Joep Schenk, Cornelis van der Bas: Der Kaiser und das „Dritte Reich“. Die Hohenzollern zwischen Restauration und Nationalsozialismus, Göttingen, Wallstein, 2021, 135 S., ISBN 978-3-8353-3956-9, 22 €.
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Die vollständige 264. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
· Drei neue Bücher zur Rolle des Kaiserhauses in der Zeit des Nationalsozialismus
· Wahlen in Libyen verschoben
· Steinmeier vor zweiter Amtszeit
· Gedämpfte Feiern zum 50. Thronjubiläum in Dänemark
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Seit ungefähr einem Jahr herrscht in Äthiopien von einer breiteren Öffentlichkeit unbemerkt Bürgerkrieg. Der in Deutschland lebende äthiopische Prinz und Buchautor („Manieren“) Asfa Wossen Asserate appellierte in der Wochenzeitung Tagespost an die Rebellen, an den Verhandlungstisch zu kommen. Er sagte gleichzeitig, daß die internationale Gemeinschaft die Lage in Äthiopien falsch einschätzen würde und bezog dabei Stellung für die Zentralregierung. Die Rebellen, die sich aus Teilen einer bis 2018 regierenden Koalition rekrutieren, würden den Ausgang der letzten Wahlen nicht anerkennen und das Land ethnisieren, also den Haß zwischen den äthiopischen Völkern schüren, während Präsident Abiy Ahmed, immerhin Friedensnobelpreisträger und damit nicht unbedingt im Verdacht, Kriege zu schüren, durchaus Reformen auf den Weg gebracht habe.
Äthiopien hat eine erstaunliche, eng mit seiner Monarchie verbundene Geschichte: Schon einer der Heiligen Drei Könige war in der Tat jener von Äthiopien. Der Monarch des Landes trug traditionell den Titel «König der Könige, siegreicher Löwe aus dem Stamme Juda, Herrscher auf dem salomonischen Thron». In einer seit dem frühen Mittelalter vom Islam dominierten Region blieb das Land christlich. Im 19. Jahrhundert war Äthiopien dann neben Liberia der einzige unabhängige afrikanische Staat. Aufsehen erregte Äthiopien, als es einer von Kaiser Menelik II. persönlich geführten Streitmacht 1896 gelang, Italien in der Schlacht bei Adua eine demütigende Niederlage zuzufügen und so den Versuch zu vereiteln, das Land zu kolonisieren. Unter Mussolini wurde Äthiopien nach einem weiteren Krieg 1935-36 dann doch noch Kolonie, jedoch zog Kaiser Haile Selassie schon 1941 wieder in Addis Abeba ein. Die Monarchie stürzte dann aus einem relativ trivialen Grund: Es gab eine Mißernte und eine Hungersnot im Norden Äthiopiens, die zum gleichen Zeitpunkt mit einer durch den hohen Ölpreis 1974 verursachten Wirtschaftskrise in den Städten einherging. Zum Vergleich: In der Hungersnot zwischen 1972-1974 starben etwa 40.000 bis 80.000 Äthiopier, in der vom kommunistischen Nachfolgeregime verursachten Hungersnot zwischen 1983-1985 zwischen 500.000 und 2.000.000. Die Ermordung von Kaiser Haile Selassie durch die Kommunisten markierte das vorläufige Ende einer Dynastie, die sich gesichert bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, und ihren Völkern die Freiheit bewahren konnte. Prinz Asfa Wossen Asserate studierte zur Zeit des Putsches in seiner Heimat in Deutschland und entging daher den kommunistischen Mordschergen. L.R.
Bei einem Europabesuch des äthiopischen Kaisers traf er auch auf seinen Großneffen, Prinz Asfa Wossen (links).
Neues Buch zur Hohenzollernentschädigung
Im Verlag Duncker & Humblot ist das Buch „Die Hohenzollerndebatte. Beiträge zu einem geschichtspolitischen Streit“ erschienen. Es enthält Beiträge von 23 Historikern unter anderem zu juristischen Bezügen der Entschädigungsdebatte, der Geschichtsforschung zum Kaiserreich im Allgemeinen und zur Person des Kronprinzen Wilhelm. Mit von der Partie sind die Autoren Rainer F. Schmidt, der sich mit den Thesen des Eckart Conze auseinandersetzt, und auch Lothar Machtan hat einen Beitrag geschrieben. Weitere Autoren sind Michael Wolfssohn, Frank-Lothar Kroll und Benjamin Hasselhorn.
Wer mehr zum Inhalt des Buches wissen will, findet das Inhaltsverzeichnis hier. Die Autoren haben auf folgendem kurzen Youtube-Video Stellung bezogen:
Die Hohenzollerndebatte. Beiträge zu einem geschichtspolitischen Streit
Darin sprechen sie sich für eine Debatte aus, die wissenschaftliche Standards beachtet, was auch bedeutet, daß sie gegen eine schwarz-weiße Sicht auf die Hohenzollern, ihre Haltung zum Nationalsozialismus oder andere Fragestellungen eintreten.
Dies kann wiederum als Kritik am Umgang mit dem Thema durch Historiker wie Conze oder Malinowski aufgefaßt werden.
In seiner Printversion kostet das Buch 29,90 Euro, als E-Book 26,90 Euro.
L.R.
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Die vollständige 262. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
· Berliner Stadtschloß: Konstante Nörgelei wird belohnt
· Neues Buch zur Hohenzollerentschädigung
· Kaiser Wilhelm II. und die Automobile
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Und da gibt es manche, die behaupten, einen Hauschef der Hohenzollern gebe es gar nicht …
Historikerverein mit Webseite gegen Hohenzollern
Im Rahmen des in Corona schon mehrfach beschriebenen Kampfes von David gegen Goliath hat Goliath jetzt eine weitere Webseite eingerichtet. Nach dem abgabenfinanzierten Jan Böhmermann, der zur besten Sendezeit im sogenannten öffentlich-rechtlichen Rundfunk einmal mehr das Vorurteil zu bestätigen scheint, daß Deutsche keinen Humor haben, und, sollte er im Zuge seiner Tiraden doch einmal wegen Beleidigung verklagt werden, mit der großzügigen Hilfe von öffentlich-rechtlichen Anwälten und damit vom Abgabenzahler rechnen kann, hat jetzt auch der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. eine Webseite eingerichtet, die sich mit den Hohenzollern beschäftigt. Auf einer Seite der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf publiziert der Verein als inhaltlich Verantwortlicher dort die sogenannte „Hohenzollern-Klage-Wiki“. Los geht es mit einem sogenannten „Überblick der Ereignisse“, im Zuge derer Dinge herausgegriffen werden, die die Sicht des Vereins bestätigen sollen. So finden sich Hinweise zur SA-Mitgliedschaft von Prinz August Wilhelm oder zeigt Photos von Kronprinz Wilhelm, welcher systematisch „ehemaliger Kronprinz“ genannt wird, mit Hitler, läßt aber die Aussagen Kaiser Wilhelms II. zum Nationalsozialismus oder die Kontakte von Prinz Louis Ferdinand zum Widerstand unerwähnt. Unter der Rubrik „Historischer Hintergrund“ ergreift der Verein offen Partei für diejenigen, die der Meinung sind, daß Kronprinz Wilhelm dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet habe. „An der dargestellten Faktenlage einer – bei allen Bewertungsunterschieden – Mitwirkung des preußischen und deutschen Kronprinzen Wilhelm an der Zerstörung der Weimarer Republik und seiner – in der Gesetzessprache – Vorschubleistung für die nationalsozialistische Machtübernahme ändert dies nichts“, heißt es dort. Schließlich wird in der Kategorie „Rechtlicher Hintergrund II“ bestritten, daß es so etwas wie einen Chef des Hauses Hohenzollern überhaupt gebe. In den weiteren Kategorien beschäftigt sich die Seite dann mit dem Hauptthema, den von den Hohenzollern angestrengten Verfahren.
Kurios ist, daß jene Historiker sich offenbar tatsächlich als Opfer der Hohenzollern betrachten. Wer an so etwas wie die Unabhängigkeit von Wissenschaft und Forschung glaubt, sollte sich einmal fragen, von wem diese finanziert werden. Es wäre natürlich viel angenehmer, wenn Historiker, die selten einen Job haben, der nicht von staatlichen Mitteln zumindest zum Teil abhängt, mit anderen Historikern, die ebenfalls staatsfinanziert sind, in einem sogenannten wissenschaftlichen Diskurs im Rechtsstreit mit den Hohenzollern den Staat unterstützen, der sie zum großen Teil finanziert, ohne daß die eigentlichen Opfer sich dagegen wehren können. Ganz so einfach ist es aber Gott sei Dank doch nicht: Wie man auf der Seite durchaus auch sehen kann, verlieren die Hohenzollern ihre Prozesse nur in den seltensten Fällen und dann mag es tatsächlich so sein, daß sich der eine oder andere Historiker oder Journalist beim Gedanken an zu erwartende Bußgelder lieber mit einem anderen Thema beschäftigt. Ist das schlimm für den wissenschaftlichen Diskurs? Wenn der Verband tatsächlich für den freien wissenschaftlichen Diskurs eintreten würde, würde er sich auch gegen eine Definition der historischen Wahrheit vor einem Gericht aussprechen, welche dann Anrecht auf Entschädigungsleistungen gibt, oder eben nicht. Da er das nicht tut, bleibt eben das G‘schmäckle der Parteilichkeitsvermutung. L.R.
Zu der eingerichteten Seite des Historikerverbands hat S.K.H. Prinz Georg Friedrich von Preußen auf der Internetseite des Hauses Hohenzollern Stellung genommen.
Afghanistan und Libyen
Nun ist es soweit, die letzten deutschen Soldaten haben nach fast 20 Jahren Afghanistan verlassen. Die letzten Amerikaner werden sehr schnell folgen. Am Ende steht für sie wie schon nach Vietnam eine militärische Niederlage. Der jetzigen afghanischen Regierung werden nach amerikanischer Einschätzung noch zwischen sechs und zwölf Monaten gegeben, bevor sie gewaltsam von den Taliban verdrängt werden wird, gegen die die westliche militärische Koalition einst ins Feld gezogen war. Damit einher wird gehen, daß ein wesentlicher Teil der von der Koalition geleisteten wirtschaftlichen Aufbauarbeit, aber auch Reformen im Hinblick auf die bürgerlichen Freiheiten, vor allem jene der Frauen, wieder eingerissen werden. Das Scheitern des Militäreinsatzes ist olympisch und in Deutschland fand sich niemand von Rang, um die Soldaten in der Heimat willkommen zu heißen. Wie konnte es dazu kommen? Zwischen 2002 und heute hat es in Afghanistan immer einmal wieder Wahlen gegeben. Am Anfang wurde das Land von Hamid Karzai regiert, dann von seinen Nachfolgern. Niemand von diesen Figuren war so etwas wie vertrauenswürdig, ehrlich oder nicht korrupt, aber leider bestand die Koalition, allen voran die Amerikaner, auf einer Republik mit einem gewählten Staatsoberhaupt, obwohl der mittlerweile verstorbene König Zahir Shah auch zur Verfügung gestanden hätte und die anfangs einberufene verfassungsgebende Versammlung Loja Djirga sich auch die Rückkehr zur Monarchie gewünscht hatte, was dann von den Amerikanern und Karzai verhindert wurde.
Die Rückkehr des Königtums in und für Afghanistan wurde von vielen propagiert, doch die politischen Herren (und auch die eine oder andere Dame) des Westens ignorierten alle Vorschläge.
Macht alles nichts, Afghanistan ist weit weg und aus Fehlern wird man klug, oder? Nun, in Libyen wiederholt sich fast 1:1 das, was sich bereits in Afghanistan abgespielt hat. Nach einer Militärintervention gegen einen brutalen Machthaber haben sich jetzt andere, nicht weniger zweifelhafte Machthaber hervorgetan. Die internationale Gemeinschaft, darunter Deutschland, sieht aber wieder in Wahlen den Ausweg – als ob der Verlierer seine Niederlage akzeptieren, seine Milizen abrüsten und sich ins Privatleben zurückziehen würde. In einer Konferenz zum Thema Libyen, die in Berlin stattfand, war das vorrangige Thema, eben diese Wahlen zu organisieren, die Ende des Jahres stattfinden sollen. Die Monarchie, unter deren Fahne der Aufstand gegen den alten Machthaber Gaddafi stattfand, ist wie Afghanistan oder auch im Irak keine Option für die kurzsichtigen deutschen und internationalen Politiker. Wie in Afghanistan und dem Irak droht Libyen daher das Schicksal, dauerhaft unregierbar zu sein. Hoffnung macht nur, daß Libyen direkt vor der Haustür der Europäer liegt und der Migrationsdruck, der in Europa dazu geeignet ist, heimische Wahlen zu entscheiden, kann vielleicht irgendwann unkonventionelle Lösungen ins Spiel bringen. Ob die Monarchie Libyen retten kann oder Afghanistan gerettet hätte? Das wäre Spekulation, denn auch für einen König, der von einem größeren Teil der Bevölkerung akzeptiert wäre, sind die Herausforderungen in diesen Ländern gigantisch. Da alles andere aber nicht funktioniert hat, wäre es sicher einen Versuch wert. L.R.
Thronprätendent Prinz Mohamed Al-Rida Al-Senussi mit einem Exemplar der Verfassung des Königreichs Libyen, die bis 1969 galt und die als Vorbild für eine Neufassung dienen sollte.
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Die vollständige 255. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
In Pöcking wurde des zehnten Todestags von Erzherzog Otto von Österreich gedacht
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Am 8. Mai erlangte der marokkanische Thronfolger Moulay Hassan die Volljährigkeit. Während zur Feier seiner Geburt im Jahr 2003 noch 101 Kanonenschüsse abgegeben wurden, gab es in Coronazeiten nur eine kleine Feier im Familienkreis. Nach Ablegen seines Abiturs im vergangenen Sommer studiert er mittlerweile an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Universität Mohammed VI. in Benguerir nahe Marrakech. Ein Studienaufenthalt im Ausland ist vermutlich auch geplant.
Moulay Hassan hatte seinen ersten offiziellen Auftritt mit acht Jahren, als er eine Rede an der Militärakademie in Kénitra hielt. Das erste Mal vertrat er Marokko im Ausland mit zehn Jahren in Frankreich. Seitdem mehren sich die öffentlichen Termine kontinuierlich, auch wegen der Gesundheit seines Vaters. Über den Gesundheitszustand von König Mohammed VI. wird immer wieder hinter vorgehaltener Hand spekuliert. Richtig ist, daß er sich in den vergangenen Jahren immer wieder Operationen in Frankreich unterzogen hat. Auch sein Aussehen hat sich verändert, was eventuell auf den Einsatz von Cortison zurückgeführt werden kann. Sollte der König versterben, wenn der Thronfolger seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hat, gilt eine Regentschaft von Moulay Rachid, dem Bruder des jetzigen Königs, als wahrscheinlich. Außerdem kann sich auch ein neuer Monarch auf ein Beraterkabinett stützen, welches nicht den politischen Parteien oder der Regierung verantwortlich ist, den Makhzen.
Marokko war jüngst in die Schlagzeilen geraten, weil Mohammed VI. das Westsahara-Thema, welches er von seinem Vater Hassan II. (1929 – 1999) geerbt hat, offenbar noch unter seiner Herrschaft verbindlich regeln möchte, damit sich Kronprinz Hassan auf andere Themen konzentrieren kann. Im vergangenen November erkannte Donald Trump die Zugehörigkeit der Westsahara zu Marokko an – der Konflikt um die Region zwischen Marokko, Algerien und den von Algerien unterstützten Separatisten besteht seit 1975. Seitdem übt Marokko mit der Migrations- und Sicherheitszusammenarbeit Druck auf die europäischen Länder aus, es ihm gleichzutun, unter anderem auf Spanien und Deutschland, welches nach der Entscheidung Trumps ungeschickt eine Sitzung im UN-Sicherheitsrat zu dem Thema beantragte. Der Zorn auf Deutschland und andere europäische Staaten geht dabei offenbar tatsächlich vom Palast aus, was bedeutet, daß keine einfache Lösung zu erwarten ist. Ob Mohammed VI. damit am Ende allerdings Erfolg haben wird, ist fraglich, da die wirtschaftlichen Risiken dieses Vorgehens doch recht hoch sind und das Land, welches durch Corona einen hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen hatte, einen aggressiven Kurs gegen Europa nicht lange durchhalten kann. L.R.
Zum Gedenken an Herzog Ferdinand Eugen von Württemberg
Im gesegneten Alter von 95 Jahren ist in seinem schwäbischen Wohnort Friedrichshafen am 2. November 2020 SKH Ferdinand Eugen Herzog von Württemberg gestorben. Der Herzog war das älteste von fünf Kindern aus der Ehe SKH Herzog Albrecht Eugen von Württemberg und IKH Nadejda geb. Prinzessin von Bulgarien aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha-(Kohary). Er wurde am 3. April 1925 in Carlsruhe/Schlesien geboren und in Breslau von Kardinal Adolf Bertram, dem letzten Fürstbischof von Breslau, auf die Namen Ferdinand Eugen (und, wie beim Hochadel üblich, auf weitere 13 Vornamen) katholisch getauft. Sein Vater aus der katholischen Linie des Hauses Württemberg erbte nach dem Tod von König Wilhelm II. von Württemberg 1921 die große Herrschaft Carlsruhe (auch Bad Carlsruhe) in Oberschlesien, wo Ferdinand Eugen die ersten Kinderjahre verbrachte, Sein Großvater väterlicherseits war der im I. Weltkrieg bekannte Heerführer, württembergischer und preußischer Generalfeldmarschall Herzog Albrecht und der Großvater mütterlicherseits Zar (König) Ferdinand I., der Schöpfer des modernen Bulgariens. Einmal auf die verblüffende Ähnlichkeit mit SKH Otto von Habsburg-Lothringen angesprochen sagte er, daß ja seine Großmütter Prinzessin Marie Louise von Bourbon-Parma, eine Halbschwester der Kaiserin Zita, und Margarethe Sophie Erzherzogin von Österreich waren. Seine Onkel waren Zar Boris III. von Bulgarien, verheiratet mit Prinzessin (Zariza) Joanna (Giovanna), einer Tochter des italienischen Königs Viktor Emanuel III., und der 1945 von den Kommunisten erschossene Prinzregent Kyrill von Bulgarien. Der seit 1943 „herrschende“ bulgarische „Kindkönig“ Simeon II. (bis 1946), auch bekannt als bulgarischer Ministerpräsident (2001-2005) Sakskoburgotski ist Cousin von Ferdinand Eugen. Dieser besuchte, nachdem seine Eltern das Schloß Lindach in Württemberg erworben hatten, Schulen in St. Gallen, München und im Kloster Ettal. Der Dienst in der Wehrmacht blieb ihm auf Grund von Hitlers „Prinzenerlaß“ erspart. Für ihn, den Enkelsohn eines Generalfeldmarschalls, damals doch etwas zwiespältig. 1944 zu einem Arbeitseinsatz im Forstbereich zwangsverpflichtet, konnte er erst nach dem Krieg seine Schulausbildung fortsetzen und ein Studium (Forstwirtschaft) abschließen, um dann als Forstmeister und Forstdirektor beruflich tätig zu sein.
Nach dem Tod seines Vaters 1954 erbte Ferdinand Eugen als ältester Sohn die Herrschaft Carlsruhe, die jedoch seit 1945 zu Polen gehörte und wie aller Besitz von Deutschen entschädigungslos polnisches Staatseigentum wurde. Trotz dieses materiellen Verlustes und obwohl er nur die ersten sechs Kinderjahre in Carlsruhe verbrachte hatte, zog es ihn bereits 1984 zu einem ersten Besuch in seinen Geburtsort. Diesem ersten Besuch folgten viele weitere bis die immer mehr auftretende Krankheit, auf Grund der bei der Zwangsarbeit erlittenen körperlichen Schäden, nach seinem 90. Geburtstag Reisen in das heutige Carlsruhe (polnisch: Pokoj) nicht mehr möglich machten. Vor allem war er ein gerngesehener Gast des seit 2004 jährlich stattfindenden Carl-Maria-von-Weber-Musikfestivals. 1990 wurde er Vorsitzender des Heimatkreises der vertriebenen Carlsruher und 1995 dessen Ehrenvorsitzender. 1998 war er Ehrengast bei der 250-Jahrfeier von Carlsruhe. Und am 18. November 2016 verlieh ihm der polnische Staatspräsident für seine Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen. Mit seiner offenen liebenswürdigen Art und seinem schwäbisch-österreichischen Dialekt gewann er schnell die Zuneigung der Heimatvertrieben, der in der Heimat Gebliebenen (Carlsruhe hat eine starke deutsche Minderheitengruppe) und auch der heutigen polnischen Mehrheitsbevölkerung seines Geburtsorts. Sein Christentum veranlaßte ihn, in der Sophienkirche in der Herzogsloge dem evangelischen Gottesdienst und in der katholischen Pfarrkirche von der Königsloge (König Wilhelm II. von Württemberg war Patronatsherr der Kirche) aus der Heiligen Messe beizuwohnen – sichtbares Zeichen gelebter schlesischer Toleranz. Mit seinem Tod ging die seit 1945 nur noch symbolische Herrschaft des Hauses Württemberg im schlesischen Carlsruhe zu Ende, die es 1745 auf dem Erbweg übernommen hatte.
Manfred Prediger
Der polnische Generalkonsul Marcin Król (li.) überreichte Herzog Ferdinand Eugen von Württemberg am 18. November 2016 in München das „Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen“ für seine Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung .
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Die vollständige 253. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Zum Gedenken an Herzog Ferdinand Eugen von Württemberg
Kaiser Wilhelm II. seit 80 Jahren im Exil beerdigt
Youtube-Video mit Prinz Louis Ferdinand
Marokkanischer Thronfolger feiert 18. Geburtstag
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Das Herrscherhaus Braunschweigs ist den Welfen zuzurechnen, deren Linie sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen läßt. Als der berühmte Welfe Heinrich der Löwe im 12. Jahrhundert beim Kaiser in Ungnade gefallen war, verlor er die bis dahin welfischen Provinzen Bayern und Sachsen. Braunschweig durfte er behalten und verstarb dort auch. Im Mittelalter kam es zu verschiedenen Gebietsteilungen und Wiedervereinigungen, die mit dem Entstehen und Erlischen von Nebenlinien des Hauses zu tun hatten. Von 1692 bis 1807 gab es ein Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, welches jedoch Braunschweig nicht umfasste. Umgangssprachlich wurde es Kurhannover genannt und befand sich im wesentlichen auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen. Die einzigen Welfen, die nicht zu diesem neuen Kurfürstentum gehörten, waren die von Braunschweig-Wolfenbüttel, die auf dem Gebiet des späteren Herzogtums Braunschweig herrschten. Jedoch starb diese Linie im späten Mittelalter aus und ab 1735 herrschten hier die Herzöge von Brauschweig-Bevern. Zu Zeiten des Aufstiegs Preußens war das Herzogtum eng mit Preußen verbündet. Elisabeth Christine, die Gemahlin Friedrichs des Großen, kam aus dem Hause Braunschweig-Bevern. Der braunschweigische Erbprinz Ferdinand kämpfte an seiner Seite im Siebenjährigen Krieg und es war der unglückliche Herzog Karl Wilhelm Ferdinand, welcher die preußische Armee bei Auerstedt befehligte. Da Napoleon ihm seinen Wunsch verweigerte, in Braunschweig in Frieden sterben zu dürfen, mußte der in der Schlacht tödlich verwundete Herzog von Getreuen bis ins neutrale Dänemark gebracht werden, wo er seinen Verwundungen erlag.
Nach der preußischen Niederlage 1806/07 wurde das Land dem Königreich Westfalen zugeschlagen, welches durch einen Bruder Napoleons begründet wurde. Bereits 1813 wurde es jedoch vollständig restituiert, 1815 fiel auch Herzog Friedrich Wilhelm im Kampf gegen Napoleon. 1834 ging das Herzogtum eine Zollunion mit Hannover ein, 1841 wurde das Land Mitglied im Deutschen Zollverein. 1866 versucht Braunschweig aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen zu Hannover und den traditionellen Beziehungen zu Preußen neutral zu bleiben, muß aber aufgrund des politischen Drucks doch ein Bündnis mit Preußen abschließen. Die braunschweigischen Truppen kommen aber so spät, daß sie an keinen Kampfhandlungen mehr beteiligt waren. 1871 wird Braunschweig Bundesstaat im Deutschen Reich. Geographisch betrachtet war das damalige Herzogtum Braunschweig ein Flickenteppich. Die drei größeren Gebiete waren Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt. Sechs Exklaven bestanden in Hannover und der preußischen Provinz Sachsen. Im Reichstag hatte das Land drei, im Bundesrat zwei Abgeordnete. Die Landesfarben waren blau und gelb. 1910 hatte das Land etwa 500.000 Einwohner. Bekannt war das Land für seine relativ bedeutenden Universitäten Wolfenbüttel und Braunschweig. Wichtigste Wirtschaftszweige waren die Landwirtschaft und der Bergbau. Das braunschweigische Militär stand ab 1886 nach dem Abschluß einer Militärkonvention unter preußischem Oberbefehl. Die Herzöge trugen den Titel von Braunschweig und Lüneburg, obwohl Lüneburg im Kaiserreich Teil der preußischen Provinz Hannover war. Anders als andere kleinere Bundesstaaten delegierte das Herzogtum innere Verwaltungsangelegenheiten nicht an größere Staaten, sondern nahm diese selbst wahr.
1884 erlischt das braunschweigische Herrscherhaus – der langjährige Herzog Wilhelm war unverheiratet und ohne Kinder geblieben – und der preußische Prinz Albrecht tritt 1885 die Regentschaft an, obwohl das Land verwandtschaftlich mit den Welfen verbunden war und nach einem Abkommen zwischen Hannover und Braunschweig bei Erlöschen der braunschweigischen Dynastie eigentlich auch an die Welfen gehen sollte. Das ganze hatte nur einen Haken: Das Königreich Hannover gab es seit 1866 nicht mehr und die Welfen wurden von Preußen mit Argwohn betrachtet, weswegen ein preußischer Regent ernannt wurde. Nach dem Tod Albrechts wird der Mecklenburger Prinz Johann Albrecht neuer Regent. Dieser hatte sich eigentlich für die koloniale Expansion Deutschlands interessiert, war als junger Mann viel nach Afrika und Asien gereist und bekleidete das Amt des Präsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft, einem Verein mit 42.000 Mitgliedern. In den deutschen Kolonien waren mehrere Straßen und geographische Punkte nach ihm benannt. Nach dem Tod seines Bruders übernahm er kurz die Regentschaft in Mecklenburg-Schwerin und wurde 1907 von der Braunschweiger Landesversammlung mit der Regentschaft in Hannover betraut. 1913 kam das Land dann jedoch (endlich) wieder in die Hände der Welfen. Die einzige Tochter Kaiser Wilhelms II. heiratetePrinz Ernst August von Hannover. Hiermit wurde die Regentschaft über das Land beendet und nachdem Wilhelm II. sich schon mit Sozialdemokraten und Katholiken ausgesöhnt hatte, die Bismarck einst gegen sich aufgebracht hatte, wollte er dies auch mit den Welfen tun. Politisch konnte der neue Herzog Ernst August durch den kurz nach seinem Regierungsantritt ausgebrochenen 1. Weltkrieg keine Akzente setzen. Er diente als Generalmajor im X. Armeekorps und überließ die Regentschaft seiner preußischen Gemahlin. Am 8. November dankte er nach dem verlorenen Krieg ab und lebte anschließend im Exil in Österreich. Gegenwärtiger Chef des Hauses Hannover, welcher damit auch Ansprüche auf Braunschweig hätte, ist der 1954 geborene Ernst August, Thronfolger ist der 1983 in der ersten Ehe des Hauschefs geborene, heute als Investmentbanker tätige Erbprinz Ernst August. Nach dem 2. Weltkrieg fand sich der größte Teil des Herzogtums im Land Niedersachsen wieder, Blankenburg und Calvörde jedoch gehörten zur DDR und heute zum Bundesland Sachsen-Anhalt. L.R.
Kaiserin Auguste Viktoria erfährt eine späte Anerkennung
Wilhelm I. und Bismarck betrachteten die 1858 geborene Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg als keine gute Partie. Man hätte wohl eine ausländische Prinzessin bevorzugt, um die Verbindungen mit anderen Dynastien zu stärken. Prinz Wilhelm mußte daher den Widerstand in seinem Umfeld brechen, um seine Auserwählte, die er schon 1868 kennengelernt hatte, heiraten zu dürfen. Es gab immer einmal wieder Biographien, die dem Kaiser aufgrund seines männlichen Umfeldes bei den Nordlandreisen Homosexualität oder auf der anderen Seite Affären mit anderen Frauen unterstellten. Es ist aber vielmehr anzunehmen, daß Wilhelm II. und die spätere Kaiserin sich wirklich geliebt haben. 1881 war es dann so weit, und das Paar durfte heiraten.
Passend zum 100. Todestag veröffentlichte Jörg Kirschstein eine Biographie über die Kaiserin. Sie erschien im Be.Bra-Verlag.
Für die Norddeutsche bedurfte es einer Zeit der Eingewöhnung am Berliner Hof, da Monarchen nun einmal kaum Privatleben haben. Sie fand sich jedoch recht schnell zurecht und widmete sich vor allem karitativen Tätigkeiten, etwa im Rahmen des Kirchenbaus und Sanatorien. Später stand die Kaiserin, die mit Wilhelm II. insgesamt sieben Kinder hatte, ihrem Mann bei politischen Krisen zur Seite. Wilhelm II. hatte eine schnelle Auffassungsgabe und auch ein Gespür für Entwicklungen wie etwa in der Technik und auch im sozialen Bereich. Auf der anderen Seite war er jedoch bei Dingen, die langfristigere Bemühungen brauchten, wie die diplomatischen Beziehungen, zu sprunghaft und konnte oftmals nicht abwarten, wenn es keine schnellen Ergebnisse gab. Hier stand ihm die Kaiserin zunehmend zur Seite. Dies galt in etwa ab der Zeit seit der Daily-Telegraph-Affäre von 1908, für die der Kaiser zu Hause und international kritisiert wurde. Im Krieg wurde die Kaiserin dann zur wichtigsten Stütze für ihren Mann, der den Weltenbrand nicht wollte, ihn aber nicht verhinderte und auch nicht die Kraft hatte, nach Lösungen jenseits des von den Militärs propagierten totalen Siegfriedens zu suchen. Immer wieder mußte sie ihn aufrichten, als die Dinge sich ungünstig entwickelten. Als es dem Ende entgegenging, versuchte Auguste Viktoria, die Monarchie zu retten, indem sie den Kanzler Max von Baden zusammenfaltete, da dieser aus ihrer Sicht nicht genug dafür tat. Jedoch war es da schon zu spät.
Es ist eine Tragödie, daß die Menschen, die damals das Kaiserreich leiteten, dem immensen Druck nicht gewachsen waren. Wilhelm II., Reichskanzler Prinz Max von Baden und General Ludendorff erlitten gegen Ende des Krieges Nervenzusammenbrüche, während die Kaiserin einen ersten Schlaganfall hatte. Der einzige, der von Natur aus zu einer ehernen Ruhe neigte, war ausgerechnet der vor allem auf sich selbst bedachte Hindenburg, der lieber sich als die Hohenzollern retten wollte.
Im Exil, wohin die Kaiserin ihrem Mann Ende November 1918 nachreiste, war die Kaiserin eine gebrochene Frau, die kurze Zeit nach einem zweiten Schlaganfall im holländischen Exil verstarb. Am 11. April jährte sich der Tod von Kaiserin Auguste Viktoria nun zum 100. Mal. Zu ihrem Begräbnis in Potsdam erschienen über 100.000 Menschen, was gleichzeitig die größte Demonstration zu Gunsten der Monarchie in der Weimarer Republik darstellte, weil politische Demonstrationen dafür verboten waren. Deutsche Medien gedachten der Kaiserin zu ihrem 100. Todestag in erstaunlichem Maße. Das Bild der gutmütigen, aber einfältigen Auguste Viktoria erfährt einen Wandel hin zu einer starken Frau, die ihren Mann und das Deutsche Reich durch schwierige Zeiten begleitete. L.R.
Gedenken zum 100. Todestag der Kaiserin Auguste Viktoria in Potsdam
SKH Prinz Georg Friedrich und IKH Prinzessin Sophie von Preußen beim Verlassen des Antikentempels in Potsdam. Kaiserin Auguste Viktoria ist die Ururgroßmutter des heutigen Hohenzollernchefs.
Am vergangenen Sonntag – genau einhundert Jahre nach dem Tod der Kaiserin – gedachte der Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz Georg Friedrich von Preußen, im Rahmen einer Andacht im Antikentempel dieses historischen Ereignisses. Ein anschließender Gottesdienst beschloß die Feierlichkeiten in engstem Familienkreis.
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Die vollständige 251. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Chef des Hauses Hohenzollern würdigt verstorbenen Herzog von Edinburgh
Staatsstreich in Jordanien vereitelt?
Die vielen Facetten von Prinz Philip
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In dieser Woche begann die Jubiläumswoche der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Mit einer ganzen Festwoche und einem Festgottesdienst wird das 125. Kirchweih-Jubiläum des Gotteshauses gefeiert.
Der im neoromanischen Stil errichtete Sakralbau war am 1. September 1895 eingeweiht worden. Zum Auftakt der Festwoche lud die Kirchengemeinde am Dienstag, 1. September, zu Andachten, Orgelmusik und einem Dialog-Festvortrag mit dem Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, und Gedächtniskirchenpfarrer Martin Germer ein, wie die Gemeinde auf ihrer Homepage mitteilte. Für die folgenden Tagen standen täglich Andachten, Orgelmusiken und Führungen auf dem Programm. Höhepunkt wird am 6. September ein Festgottesdienst mit der Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und den Gemeindepfarrern Kathrin Oxen und Martin Germer.
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in ihrer unzerstörten Schönheit.
Die Kirche ist jedoch nicht nur eine Kirche, sondern nach dem Willen von Kaiser Wilhelm II. und Gattin Auguste Viktoria auch eine Gedenkstätte für den Großvater des Regenten, Kaiser Wilhelm I. Dieser galt aufgrund des unter preußischer Führung 25 Jahre zuvor errungenen Sieges über Frankreich im deutsch-französischen Krieg als Friedenskaiser. Die Einweihung der Kirche nach nur vierjähriger Bauzeit fand deshalb am 25. Jahrestag der Entscheidungsschlacht von Sedan statt. Wie das neue Bauwerk am Berliner Tauentzien war auch die Einweihung am 1. September 1895 monumental: Beteiligt waren 5.000 Kriegsveteranen, 4.000 Schulkinder, 2.300 Ehrengäste, 1.000 Soldaten und 200 Musikanten. In Berlin und Umgebung läuteten alle Glocken. Die Kirche galt als neues Nationaldenkmal. Obwohl im zweiten Weltkrieg stark beschädigt, sieht sie noch immer schöner aus als die vielen modernen Bauten in der Umgebung. Betritt man sie, kann man einen Blick in die gute alte Zeit, in die Kaiserzeit werfen. Der Kirchenarchitekt war Franz Schwechten (1841-1924), der u.a. auch den Anhalter Bahnhof entwarf. Er war Kölner und ließ sich beim Bau von Kirchen des Rheinlands inspirieren. Der Monumentalbau erinnerte Zeitgenossen an eine mittelalterliche Kaiserpfalz.
Eine Alternative: Make America Great Britain again.
Warum wird nicht die Monarchie als Lösung in Betracht gezogen?
Als Historiker freue ich mich, daß es ein Angebot wie Welt Geschichte gibt. Leider sind die Artikel oft tendenziös (z. B. klar antiroyalistisch) und mehr Polemik als Wissenschaft oder behandeln populäre (im Sinne von Clickbait) Themen. Exemplarisch zu sehen ist es an diesem Artikel, der im Mantel historischer Abhandlung über den US-Präsidenten Andrew Johnson als klare Trump-Kritik aufgebaut wird. Doch der US-Präsident Trump ist nur ein Symptom einer Präsidialrepublik, die nicht einigend, sondern zutiefst spalterisch wirkt. Das Problem wird nicht gelöst, wenn auf einen Rechten ein Linker folgt, der seinerseits nur von einem Teil der Bevölkerung akzeptiert wird. Es braucht eine integrative Kraft, wie in den politisch stabilsten Ländern der Welt (siehe hohe Anzahl an Monarchien an der Spitze des Demokratieindex).
Vier von fünf Staaten in der Spitzengruppe des Demokratieindexes sind Monarchie. Am Ende stehen Republiken.
Wieso zieht der Autor des Artikels nicht die Monarchie als Lösung in Betracht?
Es liegt an antiquierten Vorstellungen über diese Staatsform, wie die Erklärung nach dem Unterschied zwischen Monarchie und Republik zeigt, das im Impeachment gesehen wird. Nun dürfte klar sein, daß es genügend Republiken ohne ein vergleichbares Absetzungsverfahren gibt, während Monarchien sehr wohl ähnliche Praktiken kennen, man denke an die zeitweise Regierungsunfähigkeitserklärung in Belgien, wie zuletzt 1990 geschehen. Zu viele Menschen hörten nur von Aristoteles‘ Definition, die nicht mehr zeitgemäß ist. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Staatsformen besteht darin, daß das Staatsoberhaupt der Monarchie ein Monarch ist, in einer Republik dagegen nicht. Über das Regierungssystem ist damit nichts gesagt.
Lukasz Stec
Die Alliance Royale will ins EU-Parlament
Mit dem Slogan „Für ein königliches Frankreich im Herzen Europas“ geht die Alliance Royale heute in die Wahl zum EU-Parlament. Die Kandidatenliste umfaβt 79 Namen und ist – wie in Frankreich gesetzlich bestimmt – paritätisch besetzt: Auf einen Royalisten folgt eine Royalistin.
In Österreich gibt es in diesem Jahr leider keine monarchistischen Kandidaten, obwohl sie gerade dort dringend gebraucht würden. Soweit bekannt, sind in Tschechien Royalisten auf Stimmensuche, um ihr Anliegen ins EU-Parlament zu tragen. Allen Royalisten (m/w) in Europa wünscht die Corona-Redaktion viel Erfolg.
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Die vollständige 218. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Kein „Modernisierungsverlierer“ – Die Monarchie in der gegenwärtigen Forschung
Warum wird nicht die Monarchie als Lösung in Betracht gezogen?
Erich von Falkenhayn: Der Unterschätzte
Die Alliance Royale will ins EU-Parlament
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Vor dem Hintergrund von Lenins Revolution in Ruβland 1918 und der dort weiterhin instabilen inneren Lage, welche den Druck Deutschlands im Osten etwas minderte, wagte das deutsche Militär die letzte größere Offensive im Westen, die unter der Bezeichnung „Michael“ jedoch schon nach etwa zwei Wochen abgebrochen wurde, gleichwohl noch einige im Ergebnis nicht erfolgreiche Fortsetzungen erfuhr.
Der Kaiser hatte sich mit Troβ selbst in Frontnähe begeben, war zeitweilig von den Kämpfen keine 30 Kilometer entfernt, und führte sein „normales“ Feldleben weiter, wozu auch der regelmäßige Besuch eines evangelischen Gottesdienstes gehörte, der meist von seinem Hofprediger gehalten wurde. Als dieser aber im Frühjahr krankheitsbedingt bisweilen verhindert war, schließlich nach Berlin zurückversetzt wurde, suchte der Kaiser die Ortskirche im nordfranzösischen Ort Hirson auf, wo ein deutsche Militärpfarrer regelmäßig Gottesdienst hielt und, weil bekannt, auch zum Essen eingeladen wurde: „Kurz vor Karfreitag [1918] erhielt ich den Befehl vom Kommandanten Maj. Schlichteisen: ,Sie predigen am Stillfreitag vor Seiner Majestät dem Kaiser.‘“
„Am Stillfreitag [29.3.1918] predigte ich genau wie sonst … . Kaum 2 Schritte vor mir, da ich am Lettner predigte, saß der Kaiser und hörte gespannt zu.… [Er] schickte mir dann einen Adjudanten, Maj. von Stoltung, und ließ mir sagen, er habe keine Zeit mehr, danke mir aber für den kurzen, ernsten Gottesdienst.“
„Am ersten Ostertag kam der Hofprediger Goens angereist, um dem Kaiser seine Abschiedspredigt zu halten, da er nach Hause ging. Daher hatte ich meinen Gottesdienst auswärts in Tournies.“ – „Als ich zurückkam, war ein Telegramm da. ,S. M. lädt Pfarrer Grußendorf zur Mittagstafel.‘ So fuhr ich denn im Auto zum Schloß in Trelon und von da zum Hofzug, wo S.M. lebte. … Als [der Kaiser] eintrat, gab er dem scheidenden Goens den Hohenzollern Orden mit Schwertern, der am Halse hängt.“
Beim Essen war der „Kaiser lebhaft und kurz in seinen Bewegungen, straff in seiner Haltung und fast burschikos in seiner Sprechweise. Der Kaiser unterhielt sich lebhaft von seinem Besuch bei seinen Riesenkanonen, die auf 120 km Paris beschossen und von dem gerade beginnenden Angriff des franz. Gen. Foch bei Amiens usw.“
„Ich erzählte ihm , daß ich als Junge schon in der Göhrde beim alten Kaiser Wilhelm und dem Kronprinzen Friedrich ihm die Sauen mit zugetrieben hätte und sagte: ,Ja, ich bin bei 3 Kaisern schon Schweinetreiber gewesen.‘ Da lachte der Kaiser herzlich und erzählte von seinen Jagden in der Göhrde.“
Militärpfarrer Grußendorf: „Der Kaiser beim Verlassen der Kirche am Freitag vor Quasimodogeniti 1918.”
„[Für den 5.4.1918] erhielt ich zum zweitenmal den Befehl, bei Seiner Majestät, dem Kaiser zu predigen. Ich predigte über Glaube und Heimat nach Tobias 10 und 11.“
Beim erneuten anschließenden Essen: „Plötzlich erschien auch der Kronprinz von der Front. … Der Kronprinz schlank, jugendlich, mit wasserblauen Augen kam fröhlich herein mit dem Kaiser in den Salonwagen. Der Kaiser stellte dem Kronprinzen mich vor: ,Das ist unser Seelsorger, der uns wieder eine feine Predigt gehalten hat. Er hat auch schon vor dem Kaiser die Säue in der Göhrde getrieben.‘ Der Kronprinz drückte mir fest die Hand und lachte: ,Da haben Sie ja große Verdienste um unser Haus.‘ Dann setzten wir uns nieder.“
„Dann kam die gute Nachricht von dem Durchbruch auf Folembray … Der Kaiser ließ sich eine Karte geben und besprach fröhlich die Lage, verwundert, daß man so schnell durchkam.“
„Ein anderer Ordonanzoffizier brachte das Telegramm der neuen frechen Rede Wilsons mit der Phrase von den amerikanischen Idealen. Der Kaiser lachte kalt auf: ,Das amerikanische Ideal ist, Deutschland zu vernichten.‘ Das wollen wir aber gerade nicht.“ Carsten Linden
Die Zitate finden sich in einem autobiographisches Fragment des Militärpfarrers Grußendorf, verfaβt in Hirson am 4. Sept. 1918.
In Japan beginnt am 1. Mai eine neue Ära
Wie bereits mehrfach in Corona erwähnt, gilt in Japan eine andere Zeitrechnung als in Europa. Die Jahreszählung beginnt mit dem Herrschaftsantritt eines neuen Kaisers immer von neuem und steht unter einem bestimmten Motto. Für Naruhitos Ära, welche am 1. Mai beginnt, wurde der Name „Reiwa” gewählt, und selbst japanische Linguistikprofessoren waren sich erst einmal unschlüssig, was dies bedeutet – die japanischen Kaiser benutzen oft eine sehr alte, nicht mehr übliche Sprache.
Die beiden Symbole für Reiwa fanden umgehend Eingang in die japanische Öffentlichkeit.
Bei der Wahl unterstützte eine neunköpfige Expertenkommission aus Universitätsprofessoren, Nobelpreisträgern, Presseleuten und Vertretern von Unternehmerverbänden, am Ende entschied die Regierung aus einer Liste von sechs möglichen Namen. Die Regierung stellte nach einiger Zeit der Spekulation schließlich klar, daß der Name „schöne Harmonie” bedeutet, um Fehlinterpretationen auszuschließen. Es war erst das zweite Mal, daß die Regierung für den Kaiser über das Motto seiner Ära entscheidet, da er dies vor dem Zweiten Weltkrieg selbst getan hat. Es war außerdem das erste Mal, daß das Motto aus einem alten japanischen Text und nicht aus einem chinesischen ausgewählt wurde. Die Besiedlung Japans vom Festland ist zwar schon weit über 1000 Jahre her, dennoch existieren japanische und chinesische Sprachelemente nebeneinander. Anders als seine beiden Vorgänger, die das Motto „Showa”, also erleuchteter Friede, beziehungsweise „Heisei” (Frieden überall) ausgegeben haben, ist das Anliegen des neuen Kaisers damit eher nach innen gerichtet. „Japan steht vor großen Veränderungen, aber die japanischen Werte dürfen dabei nicht verschwinden. Wir sind sehr stolz auf unsere Geschichte, Kultur und Tradition. Der Begriff bezeichnet das Japan von morgen, das Japan, welches wir für nachfolgende Generationen aufbauen wollen”, erklärt Premierminister Shinzo Abe. Was der neue Kaiser selbst darüber denkt, ist natürlich nicht bekannt, doch ist das Selbstverständnis der Japaner eher ein kollektivistisches, was bedeutet, daß der Kaiser so etwas wie die Verkörperung und die Quintessenz der japanischen Nation ist, was auch die Vorgabe des Mottos durch eine Expertenkommission sehr verdienter Japaner rechtfertigt. L.R.
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Die vollständige 216. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Graf von Paris empfängt den französischen Präsidenten
In Japan beginnt am 1. Mai eine neue Ära
Das Erbe der Monarchie in Österreich und Ungarn
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