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In diesem November jährte sich zum 100. Mal, daβ Deutschland seine Monarchien verlor. Dem Anlaβ geschuldet, erscheint diese Ausgabe von Corona in erweitertem Umfang:

Themen in dieser Ausgabe:

  • Persönliche Ansichten zum 9. November                      Seite 1
  • Sozialdemokraten als Vorkämpfer für eine Republik? Seite 2
  • Briefe an den König – Hilfsgesuche an Alfonso XIII.    Seite 3
  • Optionen des Kaisers am 9. November 1918                Seite 3
  • Die Wilson Falle                                                                   Seite 4
  • Darf man um deutsche Soldaten trauern?                     Seite 5
  • Hundert Jahre Freistaat sind genug                               Seite 6
  • Der Wohlfahrtsstaat als Erbe des Ersten Weltkriegs   Seite 6
  • Die Monarchie muβte nicht notwendigerweise im
    November 1918 fallen                  
                                        Seite 7

Bayern: Hundert Jahre Freistaat sind genug

Einhundert Jahre lang stützten die Wittelsbacher – hier Ludwig I. – ihre Herrschaft auf die Verfassung von 1818. Die Verfassungstreue ihrer Könige wurde im November 1918 leider nicht von allen Bayern geteilt.

Während im übrigen Deutschland lediglich des Novemberumsturzes gedacht wird, dürfen sich die Bayern an zwei bedeutende Ereignisse erinnern, die in einem eigenartigen Kontrastverhältnis stehen: 100 Jahre Revolution und 200 Jahre Verfassungsstaat. Einmal abgesehen von der Frage, wieso die Verkündigung der zweiten Verfassung von 1818 als herausragende politische Zäsur gefeiert wird, die erste, letztlich deutlich fortschrittlichere Konstitution von 1808 jedoch kaum Erwähnung findet, dürfte Bayern damit wohl das einzige Land der Welt sein, das zeitgleich sowohl die Einführung einer Verfassung, als auch deren Abschaffung im Zuge eines revolutionären Umsturzes feiert. Im November 1918 fand eben nicht nur die 738-jährige Herrschaft der Wittelsbacher ihr Ende. Es wurde auch eine hundertjährige, unter teils schwerem Ringen zwischen Parlament und Monarch verlaufene organische Entwicklung vom Staatsabsolutismus hin zur parlamentarischen Demokratie jäh abgebrochen. Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München ist sich dabei nicht zu schade, linksextreme Initiativen und Organisationen in die Planung und Durchführung einer umfangreichen Veranstaltungsreihe einzubinden, deren Titel 1918/2018 – Was ist Demokratie? unter diesen Umständen geradezu zynisch wirkt. Während der rätekommunistische Terror einer kleinen, durch nichts und niemanden legitimierten Clique von Ausländern zum Meilenstein auf dem Weg in eine strahlende demokratische Zukunft umgelogen wird, gilt die Befreiung Münchens auf Befehl der SPD-geführten Regierung (wovon die Sozialdemokraten heute natürlich nichts mehr wissen wollen) durch reguläre Truppen und Freikorps, die freilich mit großen Härten einherging, dementsprechend als die grausame Niederschlagung eines verheißungsvollen gesellschaftlichen Experiments. Das zögerliche Verhalten des offiziellen Bayern, das das Revolutionsgedenken verschämt weitgehend ins Internet auslagert, ist verständlich, denn auch in der Staatskanzlei weiß man natürlich: Hätte die kommunistische Revolution vom Frühjahr 1919 Erfolg gehabt, herrschten heute in Bayern ganz andere Verhältnisse, und in gewisser Hinsicht pflegt halt auch die gegenwärtige Staatsregierung nach wie vor ihre eigene Interpretation von der Ordnungszelle Bayern.

Immerhin widmet sich für den Bayernbund der Historiker Prof. Dr. Dieter Weiß in einem Beitrag in der Weiß-Blauen Rundschau dem Schicksal des Königshauses in den Revolutionswirren (Teil 1 und Teil 2). Doch was wäre eine Revolution ohne Konterrevolution? Am 17.11. von 8:05-9:00 und am 18.11. von 20:05-21:00 sendet Bayern 2 unter dem Titel Unter Königstreuen – Guglmänner, Patrioten, Monarchisten ein Hörfunkfeature über das Ende der Monarchie in Bayern und über die bayerischen Monarchisten unserer Tage. Wir lauschen gespannt. (Die Podcastdatei kann hier heruntergeladen werden.)  Niemand wird leugnen, daß sich Bayern, Deutschland und Europa heute in einer schweren politischen Krise befinden. Die Gesellschaft ist so tief gespalten, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Was uns in den kommenden Jahren bevorsteht, ist nicht abzusehen, doch Herzog Franz bringt es auf den Punkt: „Wenn die Menschen nach der Monarchie riefen, dann würde der Wagen schon sehr im Dreck stecken.“ Noch ist es nicht so weit. Wirklich zum Feiern scheint aber auch niemand zumute zu sein. T.G.

Optionen des Kaisers am 9. November 1918

Der 9. November 1918 gilt bei Freunden der Monarchie als ein großer Unglückstag in der Geschichte unseres Landes. Kurz zur Vorgeschichte: Am 2. Oktober 1918 war die erste parlamentarische Reichsregierung ins Amt gekommen. Der Reichskanzler Prinz Max von Baden bat den amerikanischen Präsidenten, zu Friedensverhandlungen einzuladen. Dieser stellte zwei Vorbedingungen, nämlich die Entwaffnung des Reiches und die Entmachtung des preußischen Königs. Es entstand im Reich die Stimmung, daβ der Kaiser einem Friedensschluβ im Wege stand. Es ertönte nun vielfach der Ruf: „Der Kaiser muβ weg!“ Die eingeleitete Verfassungsreform trat am 28. Oktober 1918 in Kraft, das Kaiserreich war zur parlamentarisch-demokratischen Monarchie geworden. Daraufhin hätte sich eine demokratische Entwicklung vollziehen können.

Die Villa du Neubois im belgischen Spa war seit April 1918 der Aufenthaltsort Kaiser Wilhelms II. Der englische Autor Paul Foster hat die Zeit des deutschen Kaisers im belgischen Kurort in Wort und Bild nachgezeichnet.

Am 29. Oktober reiste der Kaiser vom Bahnhof Wildpark in Potsdam nach Spa ins Große Hauptquartier in Belgien ab. Er verließ das politische Zentrum Berlin, wo seine Rolle beschränkt worden war. In Belgien fuhr er an die Front und besuchte Truppen. Ende des Monats Oktober 1918 kam es zu Revolten von Matrosen in den Hafenstädten an Nord- und Ostsee. Die Revolten pflanzten sich auf die Arbeiter in den Fabriken fort. Die alten Gewalten wuβten dem nichts Wirksames entgegenzusetzen und begannen, bald sang- und klanglos zusammenzubrechen. Auf der Seite der Sozialdemokraten wurde die Abdankung des Kaisers gefordert. Dies forderte nun ebenso Reichskanzler Prinz Max von Baden am 9. November 1918 in einem Telegramm an den Kaiser, um sein Kabinett zu retten.

Die Frage war: Was hätte der Kaiser tun sollen? Verschiedene Optionen wurden im Großen Hauptquartier erörtert.

Es wurde erwogen, die Lage in der Heimat mit Waffengewalt wiederherzustellen. Das wurde verworfen, weil der Kaiser keinen Bürgerkrieg wollte.

Der Kaiser neigte dem Gedanken zu, nach dem Waffenstillstand mit den Entente-Mächten, an der Spitze der eigenen Truppen in die Heimat zurückzukehren. Dem hielt General Groener entgegen, daβ die Truppen nicht mehr unter dem Befehl des Kaisers nach Hause marschieren würden, weil die Armee nicht mehr hinter ihm stünde. Diese Ansicht wurde zwar nicht von allen Truppenkommandeuren geteilt, dennoch wurde dieser Plan nicht weiterverfolgt.

Der Kaiser war indes bereit, als Deutscher Kaiser abzudanken, aber König von Preußen zu bleiben. Doch kam seine Erklärung aus Spa zu spät, es war bereits unautorisiert in Berlin seine Abdankung als Kaiser und König verkündet worden.

Was blieb dem Kaiser in dieser Lage noch übrig zu tun? Er schien bei seiner Armee bleiben zu wollen, obwohl es Anzeichen gegeben haben soll, daβ Truppen zwar nichts gegen ihn, aber auch nichts mehr für ihn unternehmen würden. Im Großen Hauptquartier wurde ihm geraten, zur Vermeidung eines Bürgerkrieges ins neutrale Ausland zu gehen. Man wollte offenbar auch vermeiden, daβ ihm das Schicksal des russischen Zaren widerführe.

Der Kaiser entschied sich, auf holländisches Gebiet zu gehen. Am frühen Morgen des 10. November 1918 setzte sich der Zug mit der engeren Umgebung des Kaisers von Spa in Richtung holländische Grenze in Bewegung. Unterwegs stieg er mit wenigen Herren auf sein in der Dunkelheit wartendes Kraftfahrzeug um, während der Hofzug unter Sicherung einer Mannschaft des Sturmbataillons Rohr und eines MG-Zuges weiterfuhr. Die aus mehreren Kraftwagen bestehende Kolonne erreichte vor 7 Uhr die holländisch-belgische Grenze bei Eysden, wo der Übertritt des Kaisers mit seinen Begleitern auf holländisches Gebiet geschah. Der Hofzug folgte bald darauf, nachdem vorher die Sicherungsmannschaft ausgestiegen war. Weder Wagenkolonne noch Hofzug waren unterwegs in der Etappe von meuternden Truppen aufgehalten worden.

Den Zeitpunkt des Übertritts auf holländisches Gebiet hatte der Kaiser selber erwogen. Es ist nicht bekannt, daβ Feldmarschall von Hindenburg ihm dazu geraten hatte. Diesen Opfergang hatte der Kaiser allein zu verantworten. Sein Handlungsspielraum war also noch nicht erschöpft gewesen.

Was hätte der Kaiser noch tun sollen? Es gab Stimmen, die meinten, er hätte sich mit einem Adjutanten ins Auto setzen sollen und über Köln nach Kadinen in Westpreußen auf sein Schatullgut fahren sollen. Hätte sich ihm jemand entgegengestellt, hätte er den Mann angedonnert: „Platz machen, ich bin der Kaiser“. Der Mann hätte wohl die Hacken zusammengeschlagen und das Gewehr präsentiert.

Wie alles gekommen wäre, weiß man nicht, die Aussicht des Hauses Hohenzollern wäre aber rosiger gewesen als sie es heute ist.

Nach seinem Übertritt nach Holland hat er eine große Gelegenheit verpaβt, als die Entente-Mächte von der niederländischen Regierung seine Auslieferung verlangten. Er hätte sich freiwillig stellen können und wahrscheinlich die Entente-Mächte bei der Schuldfrage stellen können. Ein solcher Schritt hätte letztlich den Namen Kaiser Wilhelms II. in ein anderes Licht getaucht. H.H.

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Die siebenseitige 209. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:

Corona – Nachrichten für Monarchisten, Ausgabe 209

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