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Das Großherzogtum Baden war flächenmäßig der viertgrößte Bundesstaat im Deutschen Reich mit circa einer Million Einwohner. Die Landesfarben waren gelb-rot-gelb. Im Bundesrat hatte das Land drei Stimmen, im Reichstag 14. Hauptwirtschaftszweige waren Landwirtschaft und Handel und später auch die Industrie, das Land galt zum Ende des Kaiserreichs hin allgemein als eines der reichsten deutschen Länder.

Die herrschende Dynastie kam aus dem Haus der Zähringer, deren Ahnherr Graf Berthold im 10. Jahrhundert gelebt hat. Interessanterweise war diese Dynastie mit dem erst 1806 aus einem territorialen Flickenteppich entstandenen Großherzogtum zunächst wenig verbunden. Die Geschichte der Zähringer beginnt zwar bei Freiburg, wo die Stammburg des Geschlechts stand, jedoch wurden die Zähringer im Laufe der Geschichte unter anderem auch mit Kärnten und Verona belehnt. Bis zum 15. Jahrhundert waren die Zähringer dann zwar wieder hauptsächlich im Badischen anzutreffen, jedoch war Baden keine abgeschlossene Gebietseinheit. Anders als die Nachbarn bekannten sich die badischen Herzöge nach der Reformation zum evangelischen Glauben und auch die Dynastie nahm diesen Glauben an.

Nach der dortigen Revolution suchten Badens Herzöge früh das Bündnis mit Frankreich, 1806 wurde das Land dann Großherzogtum und Mitgliedsstaat in Napoleons Rheinbund und bekam zahlreiche vormals kirchliche Gebiete zugesprochen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wechselte Baden jedoch die Seiten. Es wurden nach dem Sieg über Napoleon verschiedene, recht liberale Verfassungen verabschiedet, ab 1840 kam es jedoch zu einer konservativeren Politik und das Land war dann ein Brennpunkt der Revolution von 1848, der Großherzog mußte aus seinen Ländern fliehen und wurde erst durch die Intervention der preußischen Armee wieder eingesetzt. Aus dieser unrühmlichen Geschichte zogen Badens Herzöge offenbar Konsequenzen, denn fortan war Baden einer der liberalsten Staaten in Deutschland – so erlaubte das Land beispielsweise als eines der ersten die Zivilehe und laizistischen Schulunterricht und hatte eines der modernsten Wahlrechte in Deutschland.

Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise von Baden anläßlich ihrer Goldenen Hochzeit.

1852 trat Großherzog Friedrich I. seine Herrschaft an, zunächst als Regent und ab 1856 als Großherzog. Im Jahr 1866 schloß sich Baden trotz der Preußenfreundlichkeit seines Monarchen Österreich an und mußte nach der Niederlage Reparationen zahlen sowie eine Militärkonvention mit Preußen schließen. 1870/71 zeichnete sich das badische Truppenkontingent bei Belfort aus, es war Goßherzog Friedrich I., der im Spiegelsaal von Versailles das erste Hoch auf den neuen Kaiser Wilhelm I. anstimmte. Im Kaiserreich profitierte das Land besonders von der Gründerzeit, Städte wie Mannheim bekommen Industrie und Zufahrtswege mit der Eisenbahn und auf dem Wasser werden ausgebaut. 1907 stirbt der langjährige Großherzog und Friedrich II., der das Land schon seit 1902 mitgeführt hatte, tritt seine Nachfolge an und setzt den liberalen Kurs seiner Vorgänger fort. Obwohl im Rang eines Generalobersten übte er im Weltkrieg aus gesundheitlichen Gründen keine Funktion aus. Die meisten Badner kämpften im Krieg im XIV. Armeekorps.

Nach der Niederlage mußte Großherzog Friedrich II. am 22. November abdanken. Der im Zusammenhang mit der Abdankung von Wilhelm II. bekannte Prinz Max von Baden war in der badischen Thronfolge eher weiter hinten, er war ein Enkel des Großherzogs Leopold, des Vaters von Großherzog Friedrich I. Dieser Prinz des Hauses Baden vereinigte eine Zeit lang die Hoffnung der liberalen Kräfte im Kaiserreich, lehnte er doch beispielsweise den uneingeschränkten U-Bootkrieg ab und widersprach der Obersten Heeresleitung von Hindenburg und Ludendorff. Als Regierungschef erwies er sich jedoch als zu schwach und planlos, um die Monarchie 1918 zu retten, obwohl dies durchaus der Wunsch vieler wichtiger Vertreter der Politik, namentlich Friedrich Ebert, gewesen wäre. Zudem war er in den entscheidenden Wochen auch schwerer erkrankt, vermutlich an der spanischen Grippe.

Gegenwärtiger Chef des Hauses ist seit 1963 der 1933 in Salem geborene Markgraf Maximilian von Baden. Er verwaltet das Familienvermögen und engagiert sich ehrenamtlich in vielen Verbänden, unter anderem beim Deutschen Roten Kreuz. L.R.

Die badische großherzogliche Familie im Kaisersaal des Klosters Salem: (v.l.) Erbprinzessin Stephanie, Erbprinz Bernhard, Markgräfin Valerie und Markgraf Max von Baden.