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Filmkritik, Hohenzollern, Prinz Georg Friedrich von Preußen, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Prinzessin Sophie von Preußen, Rundfunk Berlin-Brandenburg, ZDF
Wenn das ZDF „dem“ deutschen Adel eine zweiteilige Dokumentation widmet, gehen die Warnblinklichter an. Man denkt an die zurückliegenden Übertragungen von royalen Ereignissen aus Kopenhagen, Monaco, London oder Stockholm, in denen sich die ZDF-Moderatorinnen und Moderatoren vor allem durch Geschwätzigkeit und Tratsch, aber selten durch historische Fakten in Szene setzten. Einen Seelmann-Eggebert haben die Mainzelmännchen nicht in ihren Reihen. Und was heißt schon „der deutsche Adel“? Es gibt nicht „die“ Bäcker, nicht „die Arbeiterklasse“, ja, nicht einmal „die“ Deutschen. Wie will man in zwei Dokumentationen à 45 Minuten diese circa 80.000 Menschen umfassende Bevölkerungsgruppe gerecht vorstellen?
Das ZDF geht einen simplen Weg: Es beschränkt sich im 1. Teil auf „das Erbe des Kaisers“, eigentlich auf den Erben, denn Prinz Georg Friedrich von Preußen, der Chef des deutschen Kaiserhauses, und seine Frau, Prinzessin Sophie von Preußen, geborene Prinzessin zu Isenburg, standen im Mittelpunkt dieser Dokumentation. Zu sehen gab es viele schöne Bilder und das Paar kam ausgiebig zu Wort. Eingangs – und noch einmal am Schluß – wurde die Hochzeit vom August 2011 in Berlin und Potsdam ins glitzernde ZDF-Licht gerückt. Ursprünglich war das Brautpaar gegen die Einmischung des RBB, doch das Paar „gab dem öffentlichen Drängen nach“ und erlaubte die Direktübertragung der Hochzeit in der Potsdamer Friedenskirche am 27. August.
Sympathisch war die Art und Weise, wie die Kindheit und Jugend Prinz Georg Friedrichs vorgestellt wurde. Abgesehen von der süßlichen Begleitmusik, die einen Kitschfaktor erster Güte darstellte und völlig überflüssig war, wurden die ersten achtzehn Lebensjahre des Hohenzollernchefs beeindruckend schlicht erzählt. Daß er gerade einmal volljährig Chef des Hauses Preußen wurde, markierte den Wendepunkt in seinem Leben, zumal ihm diese Stellung von einigen Mitgliedern der Familie geneidet wurde – und wohl noch immer wird – und sie ihn mit unnötigen Prozessen überziehen. „Der Streit schwelt weiter, doch in der Öffentlichkeit ist Prinz Georg als Hauschef bald unumstritten,“ stellte die ZDF-Redaktion, die die Arbeit von Annette von der Heyde und Friedrich Scherer abnahm, fest.
Bedeutend waren die Szenen, in denen Prinz Georg Friedrich berichtete, wie ihn sein Großvater auf seine Aufgaben als Chef des Kaiserhauses vorbereitete: „Es gab Gespräche, wo er sich bewußt noch einmal zu mir hingedreht hat und mich dann gefragt hat, ob ich mir denn bewußt bin, was da auf mich zukommt. Und im nachhinein weiß ich, daß er sehr viel mehr gesehen hat was auf mich zukommen wird, als über was ich mir damals im klaren war.“
Der Großvater Prinz Georg Friedrichs wußte um seine Stellung als Chef der kaiserlichen Familie. Auch die Dokumentation ging darauf ein: „Prinz Louis Ferdinand hält den Anspruch auf den Thron auch in der Bundesrepublik aufrecht, aber nur ‚Wenn eine große Mehrheit der Deutschen das wünscht, sonst nicht.‘ Es muß ja nicht gleich Kaiser sein. Bei der Bundespräsidentenwahl 1954 wird Prinz Louis Ferdinand sogar gewählt, allerdings nur von einem Stimmberechtigten… Aber der Prinz ist beliebt beim Volke.“
Der Historiker Jörg Kirschstein sagte dazu: „Er hatte den Thronanspruch aufrechterhalten. Er wurde nach der Wende in einer Talkshow gefragt, ob er wirklich an die Wiedereinführung der Monarchie glaube. Und da hat er gesagt: „Hätten sie am 8. November 1989 geglaubt, daß die Mauer einen Tag später fällt?‘“
Prinz Georg Friedrich antwortete diplomatischer: „Und wenn man ihm die Krone anböte? ‚Dazu kann ich nur sagen, das ist eine Frage und eine Diskussion, die sich mir nicht stellt und die ich auch momentan nicht für zeitgemäß halte.“ Politisch korrekt, aber kein klares Nein.“ Wer wollte ihm widersprechen, daß die Frage „momentan nicht zeitgemäß“ ist. Keiner weiß dies besser als die Anhänger der Monarchie.
In der Wahl der befragten Experten hatten die Autoren eine gute Hand, Jörg Kirschstein und Christoph Franke, Leiter des deutschen Adelsarchivs, brachten Faktenwissen ein, das zum Verständnis des Hauses Hohenzollern wichtig ist. Einzig Graf Alexander von Schönburg war ein Mißgriff, der wohl von seiner adligen Abstammung profitierte, als er zu Kommentaren hinzugezogen wurde. Auf seine Sottisen sollte besser verzichtet werden.
Teil 1 „Das Erbe des Kaisers“ wird am Dienstag, den 12. August 2014 um 14.30 Uhr auf Phönix und noch einmal am Donnerstag, 14. August um 00.40 Uhr und um 7.30 Uhr wiederholt.
Peter Michael sagte:
Georg Friedrich hat mit seiner Antwort bezüglich Monarchie in Deutschland diplomatisch geantwortet,aber er ist Realist u. hat dies auch schon deutlicher gesagt zb zu Kommilitonen mit denen er studiert hat ,dh klar Monarchie in Deutschland wird es nicht mehr geben- zunächst wäre dazu ein Nationalstaat erforderlich ,der wird gerade abgeschafft und die wichtigsten Hoheitsgebiete an Brüssel übertragen Ziel eine Europaregierung unter Regie der USA hinzu kommt das es bezüglich des deutschen Volkes nicht einmal 9% gibt die eine Monarchie zurückwünschen auch der Grossteil des deutschen Adels hat dazu klare Auffasungen siehe zB auch ehemaligen Minister zu Guttenberg der zZ in den USA in einer der wichtigsten Einrichtungen die Strategieentwicklung für die Regierung vorbereitet-nun stelle man sich die Frage wie es in dieser Entwicklung bzgl Deutschland zu einer Monarchie kommen soll
monarchistundlegitimist sagte:
Statt „nicht einmal 9%“ sind es laut einer Umfrage des Magazins „stern“ vom Jahr 2010 13% Menschen in Deutschland, die eine Monarchie vorziehen (siehe: https://coronanachrichten.files.wordpress.com/2011/09/corona-77.pdf).
Was die Deutschen ebenfalls nach einer Umfrage des „stern“ von der Verlagerung von Hoheitsrechten nach Brüssel halten, hat „Corona“ ebenfalls thematisiert (siehe https://coronanachrichten.wordpress.com/2012/07/04/zwei-drittel-der-deutschen-lehnen-eu-prasidenten-ab/).
Was soll die Resignation? Wer die Monarchie für die bessere Staatsform hält, wird immer darauf hinwirken, daß sie auch in Deutschland Realität wird, so wie sie in Belgien, Luxemburg, dem Vereinigten Königreich oder Dänemark im öffentlichen Leben eine Rolle spielt. Wir haben gelernt, nie nie zu sagen. Prinz Louis Ferdinand: „In der Politik ist nichts unmöglich.“
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