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Anders als Monarchisten in vielen Republiken dürfen Republikaner in Monarchien ihre Meinung über die Staatsform frei äußern.

Anders als Monarchisten in vielen Republiken dürfen Republikaner in Monarchien ihre Meinung über die Staatsform frei äußern.

Bei einem sonntäglichen Spaziergang durch Madrid lief ich geradewegs in eine Demonstration für die Republik auf der zentralen Plaza del Sol. Rasch erinnerte ich mich: Es war ja der Jahrestag der Ausrufung der Republik am 14. April 1931. Etwa 300 Teilnehmer ließen von im Gedenken an dieses Ereignis von der Polizei unbehelligt die rot-gold-violetten Fahnen der 2. Spanischen Republik wehen und eine Audioanlage schmetterte Kampflieder aus der Zeit von 1931 bis 1939. In den angrenzenden und als alternativ einzustufenden Madrider Modevierteln Lavapiés und Malasaña, wo die Kinder des gutbetuchten spanischen Großbürgertums des öfteren auch Aufrufe zur kommunistischen Weltrevolution an den Mauern befestigen, wurde schon Wochen vorher mit Aufklebern für die Veranstaltung geworben. Unter diesen Vorzeichen und trotz des schönen Wetters kann die letztliche Teilnehmerzahl an der Demonstration nur als enttäuschend für die Veranstalter bezeichnet werden.

Den medial inszenierten Krisen des spanischen Königshauses zum Trotz: Die spanische Monarchie ist beliebter, als dies nach der Lektüre der sensationsgierigen nationalen und internationalen Presse vermutet werden könnte. Gerade jenseits der beiden Großstädte Madrid und Barcelona, deren Anonymität letztlich auch mehr Platz für abweichende Meinungen bietet, ist sie fest im Volk verankert und Republikaner werden als Sonderlinge betrachtet. Auch in Madrid sind die Republikaner nur eine, wenn auch laute Minderheit.

Für einen Monarchisten wie mich war die republikanische Demonstration zum 14. April zwar trotzdem ein eher unangenehmer Anblick. Jedoch ist hier ein Vergleich mit der Bundesrepublik Deutschland angebracht: Wäre es in der Bundesrepublik wohl möglich, an einem 18. Januar zum Gedenken an die Kaiserproklamation von Versailles auf dem Pariser Platz in Berlin eine Demonstration für die Einführung einer parlamentarischen Monarchie durchzuführen, über Lautsprecher „Heil Dir im Siegerkranz“ abzuspielen und die alten Reichsfarben zu zeigen? Sofort würden die Teilnehmer an einer derartigen Demonstration in die Nähe zum Rechtsradikalismus gestellt und sogleich wäre, würde die Demonstration überhaupt bewilligt,  einer der drei bundesrepublikanischen Geheimdienste zur Stelle, um Fotos zu machen.

In anderen Republiken bietet sich ein ähnliches Bild: Nach dem Sturz der Monarchien wurden in zahlreichen Ländern sogenannte „Gesetze zum Schutz der Republik“ erlassen, die die ehemaligen Monarchen enteigneten, sie der Staatsbürgerschaft ihres Landes beraubten und sie in die Verbannung schickten. Ihren Anhängern wurde jegliche politische Betätigung oder Meinungsäußerung untersagt. (In Spanien gingen 1931 als Antwort der Republikaner auf die „Provokation“ des Abspielens der Königlichen Hymne in einem Privatgebäude zahlreiche Kirchen in Flammen auf, ohne daß die neuen Autoritäten Lust gehabt hätten, dagegen einzuschreiten.) Viele dieser Gesetze sind noch heute gültig. Ist das alles aber wirklich notwendig, wenn man sich im Rahmen der parlamentarischen Demokratie statt eines Präsidenten einen erblichen Monarchen wünscht?

Wer sich hingegen in einer Monarchie zu Gunsten einer Republik äußert, risikiert höchstens, sich lächerlich zu machen und oft noch nicht einmal das. Die Gedanken sind also frei, zumindest im Königreich Spanien. Dafür garantiert ganz offenbar die monarchische Staatsform.

Nein zur Republik - in Spanien!

Nein zur Republik – in Spanien!