Schlagwörter
Anhalt, Dessau-Ziebigk, Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, Herzog Joachim Ernst von Anhalt, Herzogtum Anhalt, KZ Dachau, Prinz Eduard von Anhalt

Im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt steckt ein beträchtlicher Anteil des früheren Herzogtums Anhalt.
Als Fürstentum existierte Anhalt seit dem 13. Jahrhundert und wurde von einem Zweig der Askanier, demselben Haus, welches vor den Hohenzollern auch in Brandenburg herrschte, regiert. Durch zahlreiche Erbteilungen wurde das Land jedoch bald zerstückelt: Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Zerbst, Anhalt-Köthen, Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Plötzkau. Diese Gebiete wurden, wenn eine Herrscherlinie ausstarb, teilweise wieder zusammengeführt, teilten sich aber bald darauf wieder. Die anhaltinischen Kleinstaaten waren stets mit Preußen verbündet und brachten den einen oder anderen General hervor. Am berühmtesten dürfte „Der alte Dessauer“, Leopold von Anhalt-Dessau sein (1676-1747), der Gleichschritt, Drill und Infanterietaktiken in der preußischen Armee einführte, am 1. und am 2. Schlesischen Krieg teilnahm und gleichzeitig auch als Fürst in Dessau regierte.
Nachdem die anhaltinischen Herrscher von Napoleon zu Herzögen erhoben wurden, erloschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich alle anhaltinischen Linien bis auf eine, so daß das Land 1863 als Herzogtum mit Hauptstadt Dessau wiedervereinigt und durch die traditionelle Allianz mit Preußen 1866 nach der Niederlage Österreichs nicht aufgelöst, sondern in den Norddeutschen Bund und das Deutsche Reich überführt wurde. Anhalt hatte im Reichstag zwei Abgeordnete und im Bundesrat einen.
Der erste anhaltinische Herrscher im neuen Deutschen Reich war Leopold IV. Friedrich, dieser war zu Zeiten der Reichsgründung aber schon hochbetagt und verschied noch 1871. Ihm folgte sein Sohn Friedrich I. und 1904 Friedrich II. Das Bestehen Anhalts im Kaiserreich scheint sehr unspektakulär verlaufen zu sein, denn es gibt kaum Aufzeichnungen über bedeutende Ereignisse in dieser Zeit. Wirtschaftlich hatte die Metallindustrie Gewicht und auch der Bergbau war von großer Bedeutung. Herzog Joachim Ernst war 1918 der letzte Bundesfürst, der im Deutschen Reich den Thron bestieg, jedoch wurde ihm ein Regent zur Seite gestellt, da er noch nicht volljährig war. Er lebte nach dem Fall der Monarchie auf Schloß Ballenstedt, den Aufstieg der Nationalsozialisten sah er sehr kritisch. Joachim Ernst starb 1947 in sowjetischer Gefangenschaft an Erschöpfung, nachdem er bereits unter den Nationalsozialisten mehrere Monate im Konzentrationslager saß. Heutiger Chef des Hauses ist der 1941 geborene Eduard. L.R.
PS.
Anläßlich der Rückkehr von Prinz Eduard nach Dessau veröffentlichte die Mitteldeutsche Zeitung am 28. Januar 2016 einen ausführlichen Bericht, in dem es unter anderem hieß:
Joachim Ernst von Anhalt wurde Anfang 1944 von den Nazis ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Nach der Kapitulation Hitlerdeutschlands standen vor dem durch Dachau-Erfahrung zum Nazigegner gereiftem Adelsspross erneut gestiefelte Uniformierte. Die sowjetische Militäradministration verhaftete den „Gutsbesitzer“, verhörte ihn in Halles Rotem Ochsen. Nach Verlegung in das Speziallager Torgau wurde der schwer Erkrankte nach Weihnachten 1946 noch einmal überführt: In das Lager Buchenwald, „wo der gerade 46-Jährige im Februar 1947 umgebracht und verscharrt wurde. Die Nazis sperrten Juden ins KZ, die Machthaber nach ihnen die Adligen“, so von Anhalt.
Dieses Trauma hat die Kinder belastet. Heute lebt neben Eduard nur noch die 1940 geborene Schwester Edda. Die älteren Schwestern Marie Antoinette und Anna Luise waren im 1993 Alter von 63 und 2003 mit 70 Jahren gestorben. Eduards älterer Bruder Leopold Friedrich (geboren 1936) war bereits mit 25 Jahren bei einem Autounfall schwer verunglückt und an den Folgen verstorben. Seit dessen Tod 1963 ist Eduard Prinz von Anhalt Chef des Hauses Anhalt-Askanien.

Im November 2018 verursachten Bilder vom Massengrab der herzoglichen Familie auf dem städtischen Friedhof Dessau-Ziebigk Schlagzeilen: Die sterblichen Überreste der drei letzten regierenden Herzöge von Anhalt, zweier Herzoginnen, von vier Prinzen und Prinzessinnen – und Prinzregent Aribert von Anhalt, der für den minderjährigen Herzog Joachim Ernst am 12. November 1918 für das Haus Anhalt den Thronverzicht erklärte, waren nach 1945 von der lokalen SED-Führung aus dem Mausoleum herausgeholt und auf dem Friedhof verscharrt worden. Mehr zum Zuständigkeitsstreit hier.