wir alle hofften, zum Jahresende die Kontrolle über die Pandemie zu haben, die uns so hart zusetzt. Leider ist das noch nicht der Fall.
Das Virus trifft uns alle. Ich denke dabei besonders an die Corona-Opfer und ihre Angehörigen, aber auch an die Patienten, deren Behandlung verschoben werden mußte. Und an jene, deren berufliche Tätigkeit gelitten hat.
Diese Krise scheint nicht enden zu wollen. Dadurch werden wir manchmal ungeduldig, mutlos, sogar verärgert. Das ist verständlich. Aber diese Gefühle sollten uns nicht davon abhalten, zu sehen, was wir in den letzten knapp zwei Jahren erreicht haben.
Dank der täglichen Anstrengungen jedes Einzelnen von Ihnen funktioniert unser Land und macht Fortschritte. Die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen tragen dazu ebenfalls in großem Maße bei. Und ja, da sich die Situation ständig ändert, geht es nicht ohne Höhen und Tiefen. Und doch erzielen wir am Ende konkrete Ergebnisse.
Unsere Wirtschaft hat Stand gehalten: Belgien erreichte jetzt sogar den historischen Meilenstein von fünf Millionen Arbeitsplätzen.
Die Wissenschaft ist dabei, das Virus besser in den Griff zu bekommen.
Die Arbeit der Forscher trägt Früchte. Heute sind wir besser für den Kampf gegen das Virus gerüstet als letztes Weihnachten, auch dank der Impfungen.
Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Wir werden lernen müssen, mit Corona zu leben. Aber wir haben jetzt eine Perspektive, die aktuelle Krise zu überwinden und das Gesundheitswesen endlich zu entlasten – sowie jene, die seit zwei Jahren unter großem Druck an erster Front stehen und außergewöhnliches Engagement zeigen.
Ich denke auch an die Lehrer und Schulleiter, die diesem Sturm mit großer Energie standhalten, um weiterhin ihr Wissen an unsere Kinder und Jugendlichen zu vermitteln.
Meine Damen und Herren,
die heutigen Herausforderungen gehen uns alle an, über Grenzen hinweg, und sie sind miteinander verbunden. Das gilt für Pandemien, aber auch für die wirtschaftliche Erholung, die Armutsbekämpfung, Migrationsfragen und den Klimawandel.
Während der Klimakonferenz in Glasgow wurden vielleicht nicht alle Verpflichtungen eingegangen, die wir uns erhofften. Sie hat jedoch gezeigt, daß die von der internationalen Gemeinschaft gesetzten Ziele noch erreicht werden können.
Diesen Sommer hat unser Land die Auswirkungen des Klimawandels am eigenen Leib erfahren. Das Ausmaß der Überschwemmungen war beispiellos und drängt uns zum Handeln, jeder nach seinen Möglichkeiten und Zuständigkeiten.
Vor kurzem sprachen die Königin und ich mit den Opfern in den betroffenen Städten und Gemeinden. Sie kämpfen immer noch jeden Tag mit konkreten Problemen. Wir haben Bürgermeister gesehen, die mit Entschlossenheit und Geduld den Wiederaufbau begonnen haben, auch mit Unterstützung der zuständigen Behörden. Wir schließen uns ihrem Wunsch an, die Arbeiten vor Ort zu beschleunigen. Damit jeder Betroffene so schnell wie möglich wieder ein sicheres und warmes Zuhause hat.
Wir leben in einer Zeit, die unsere Lebensweise grundlegend in Frage stellt. Unsere Sicherheiten erweisen sich als brüchig.
Wir sind uns zunehmend bewußt, daß sich uns vieles entzieht. Deshalb haben wir gelernt, wieder mehr unserer Intuition zu vertrauen. Und flexibler zu sein in unserem Denken und Handeln. Wenn wir alles beherrschen oder kontrollieren wollen, werden wir diese Situation nicht überwinden.
Wir werden sie auch nicht überwinden, wenn wir uns gegenseitig misstrauen, wenn wir gespalten sind.
Wir können sie wohl überwinden, wenn wir uns den anderen als vertrauenswürdig zeigen, durch verantwortungsbewusstes Handeln, das auf Dauer Bestand hat.
So können wir eine Gesellschaft aufbauen, die beweist, daß sie unter allen Umständen das Beste aus jeder und jedem hervorzuholen weiß. Und wir werden die gegenwärtigen Schwierigkeiten gemeinsam überwinden, dank unserer gegenseitigen Verbundenheit, deren Wert wir wiederentdeckt haben.
Lassen Sie uns die Zukunft nicht fürchten. Sehen wir ihr mit Zuversicht entgegen.
Meine Damen und Herren,
gemeinsam mit der Königin und unserer gesamten Familie wünsche ich Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr.
Weihnachten und Neujahr sind für die meisten von uns eine Zeit des Glücks. Straßen und Plätze erstrahlen in festlichem Glanz. Zuhause herrschen Gemütlichkeit und Freude darüber, zusammen zu sein, sich wiederzusehen. Leider gilt das nicht für jeden. Viele Menschen haben es in diesen Tagen schwer. Ich denke an die Menschen, die einsam sind oder krank, und an alle, die große Sorgen haben. Und auch an all diejenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben. In diesem Jahr denke ich auch ganz besonders an die Opfer der Anschläge von Brüssel und Zaventem und an ihre Angehörigen.
Die Ereignisse dieses Jahres bei uns in Belgien, in Europa und anderswo in der Welt lassen Zweifel über die Zukunft aufkommen. Viele sind besorgt über ihren Arbeitsplatz, ihr Einkommen, ihre Sicherheit. Zuviele junge Menschen glauben, daß sie und ihre Kinder es nicht so gut haben werden wie ihre Eltern. Zu viele Ältere fragen sich, ob sie noch mit den Veränderungen unserer Zeit Schritt halten können oder dürfen. Dieses Gefühl der Ungewißheit, der Verunsicherung, ja sogar der Wut, kann zu einem Verlust des Vertrauens führen, auch in die Institutionen.
Und trotzdem wende ich mich heute an Sie mit einer Botschaft der Hoffnung. Die Königin und ich sind immer wieder beeindruckt von den vielen wertvollen Projekten, für die sich Bürger überall in unserem Land mit Herz und Seele einsetzen, und die es dabei schaffen, andere zu motivieren, sich ebenfalls zu engagieren.
Ich sehe dabei Menschen, die sich trauen, aufrichtig und echt miteinander umzugehen. Ich habe das selbst erfahren können bei meinem Besuch eines Heims, wo geistig behinderten Erwachsenen ein familiäres Umfeld geboten wird. Sich ohne Vorurteile und liebevoll begegnen, die Schwächen des anderen und seine eigenen anerkennen – es hat mich überwältigt, wieviel Energie das in einem selbst freisetzt. Sanftmut ist eine Stärke.
Ich sehe auch viele Beispiele von Solidarität und Großzügigkeit. In den Feriencamps, wo Kinder, die Opfer von Mißhandlung und Mobbing sind, ihr Lächeln zurückfinden. Bei den Familien, die Menschen aufnehmen, die ausgeschlossen sind. In Projekten, die Menschen verschiedener Generationen und Herkunft einander näherbringen. Viele zögern nicht, ihren eigenen Komfort aufzugeben, um auf den anderen zuzugehen.
Und dann sehe ich da all die vielen jungen und weniger jungen Menschen, die begreifen, daß man, um Erfolg zu haben, den Mut braucht, neu anzufangen. Sie finden sich nicht damit ab, am Rande der Gesellschaft stehenzubleiben. Sie geben sich nicht geschlagen. Sie wissen, daß zum Erfolg auch gehört, den Erfolg des anderen zu wollen und seine Hilfe anzunehmen. Ich denke an diejenigen, die eine helfende Hand ergreifen, um zu lernen, um wieder zu studieren, um eine Arbeit zu finden. Ich denke an all die Menschen im Ruhestand, die neue sinnvolle Wege für sich entdecken. Und an die Älteren, die einsehen, daß Hilfe anzunehmen keineswegs bedeutet, daß man damit auch seine Würde aufgibt.
Meine Damen und Herren,
Alle diese Beispiele drücken den Willen aus, eine Gesellschaft aufzubauen, in der wir uns in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen, und uns gegenseitig zum Erfolg verhelfen. Sie zeigen, daß eine warmherzigere Gesellschaft in greifbarer Nähe ist. Sie verdienen deshalb mehr Beachtung. Ich bin überzeugt, daß sie auch eine Dynamik in Gang bringen können, die unsere Institutionen bereichert, und die das Vertrauen in unsere Demokratie verstärkt. Das ist dann auch, was ich am Vorabend des neuen Jahres von Herzen für unser Land und für Europa wünsche.
Meine Damen und Herren,
Die Königin und ich, und unsere ganze Familie, wünschen Ihnen Frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr.
König Philippe Gastgeber des Gipfels deutschsprachiger Länder
Die Staatsoberhäupter deutschsprachiger Länder (von linksaußen): Joachim Gauck, Großherzog Henri von Luxemburg, Königin Mathilde und König Philippe der Belgier, Erbprinzessin Sophie und Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, Katharina Ammann und ihr Mann, der Schweizer Bundespräsident Johann Niklaus Schneider Ammann.
Wenn von deutschsprachigen Ländern die Rede ist, fällt als erstes nicht unbedingt Belgien ein. Um dies ein wenig zu korrigieren, lud König Philippe I. der Belgier zum 13. informellen Gipfel deutschsprachiger Länder ein. Am Donnerstag, 8. September, folgten der deutsche und der schweizerische Bundespräsident, der Großherzog von Luxemburg sowie der Erbprinz von Liechtenstein – zum Teil mit Gattinnen – der Einladung des belgischen Königs. Weil die Republik Österreich gegenwärtig und wohl noch auf unabsehbare Zeit keinen Bundespräsidenten vorweisen kann, glänzte das Land durch Abwesenheit. Dadurch kam es zu dem erfreulichen Umstand einer monarchischen Mehrheit unter den deutschsprachigen Staaten.
König Philippe, Königin Mathilde mit Oliver Paasch, dem Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
König Philippe hatte in die belgischen Ostkantone eingeladen, die bis 1919 preußisch waren. Die Deutschsprachigen hatten in den ersten Jahrzehnten keinen leichten Stand und erst recht nach dem 2. Weltkrieg wurden sie als Feinde betrachtet, die künftig französisch sprechen sollten. Bereits unter König Baudouin wurde die Politik geändert und die „Germanophones“ erhielten Minderheitenrechte, die auf der Welt ihresgleichen suchen. Die Entwicklung führte dazu, daß im belgischen Sprachenstreit die Ostbelgier zusammen mit der Königsfamilie als „einzig wahre Belgier“ gelten. Schon wenige Wochen nach seiner Thronbesteigung besuchte das Königspaar Eupen und Malmédy. Heute ist keine Region Belgiens königstreuer als die Deutschsprachige Gemeinschaft (DG).
Königin Mathilde genoß das Bad in der Menge.
König Philippe wollte mit der Einladung nach Eupen unter Beweis stellen, daß die DG im belgischen Staat eine bedeutende Rolle einnimmt. Im Eupener Heidberg Kloster hielten die Staatschefs eine Arbeitssitzung ab, bei der es um die Zukunft der EU nach dem Brexit, die Sicherheitssituation nach den Attentaten und die Jugendbeschäftigung ging, die der König als vorrangig einstufte und er hielt ein Plaidoyer für junges Unternehmertum. Er regte an, den Unternehmergeist auch im Bildungswesen zu verankern. Unter Hinweis auf die positiven Erfahrungen in der DG hob der König erneut die Vorzüge des dualen Ausbildungssystems hervor.
Gauck nutzte das Treffen zu einem Appell für Europa und sprach sich dafür aus, sich den Gegnern Europas gemeinsam entgegenzustellen. Wie eine Sprecherin erklärte, habe Gauck über die Lage in Deutschland und die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern berichtet. Er äußerte sein Bedauern über den Ausgang des britischen Referendums.
König Philippe lobte die Duale Berufsausbildung der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Mittel gegen die Jugendarbeitslosigkeit.
Während der deutsche Bundespräsident nach der Arbeitssitzung die Rückreise antrat, begaben sich die anderen Gäste ins Zentrum für Förderpädagogik. Der König hatte sich gewünscht, mit Personal und Schülern zusammenzutreffen – das lag dem Königspaar besonders am Herzen. Es folgte ein kleines Bad in der Menge auf dem Schulhof des Zentrums. Die Kinder hatten sich schon lange auf den Besuch vorbereitet und freuten sich, die hohen Gäste zu begrüßen.
Wenig später verließen die Gäste die Schule und begaben sich ins Parlament. Dort wurden sie von Parlamentspräsident Karl-Heinz Lambertz empfangen wird. Er brach eine Lanze für die Deutschsprachige Gemeinschaft. Die Tatsache, daß Belgien sich als deutschsprachiger Staat verstehe, sei auch durch den Besuch in Eupen sichtbar geworden, sagte Lambertz. Die DG betrachte dies als Herausforderung und Auftrag, einen konkreten Beitrag zum Ausbau und zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Belgien und den anderen deutschsprachigen Staaten Europas zu leisten, betonte der Präsident des DG-Parlaments.
Das nächste Gipfeltreffen wird 2017 in Luxemburg stattfinden. H.S.
Luxemburg genehmigt Petition zur Abschaffung der Monarchie
Das Luxemburger Parlament hat eine Petition zugelassen, die ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie verlangt. Der verfassungsmäßige Ablauf einer solchen Petition sieht erst die Einreichung einer Petition beim Parlament vor. Danach entscheidet das Parlament über die Zulassung zur Unterschriftensammlung und im Anschluß muß eine größere Anzahl an Unterstützern zusammenkommen, die im konkreten Falle bei 4.500 Menschen innerhalb von sechs Wochen liegt, damit die Petition durchgeht. Dies entspricht etwa 1,5 % der Luxemburger Wähler. „Durchgehen“ bedeutet aber auch nur, daß das Parlament im Anschluß die Petition diskutiert, weswegen der Prozeß nur sehr geringe Chancen auf Erfolg hat. (Im Juni 2015 fiel ein Referendum zu vier von der Regierung initiierten Verfassungsänderungen durch; Corona berichtete.)
Großherzog Henri und Erbgroßherzog Guillaume nahmen am Luxemburger Nationalfeiertag, 23. Juni 2016, die Parade der Streitkräfte ab. Laut Verfassung ist der Großherzog Oberkommandierender der Armee.
Anders als man denken könnte, ist das Prozedere im Grunde genommen auch aus Sicht von Monarchisten sehr zu begrüßen, werden für die nicht ohnehin unverbesserlichen Republikaner in der zu erwartenden Debatte doch noch einmal die Vorteile der Monarchie deutlich. Ein Vorteil ist jetzt schon für alle ersichtlich: Während in der Luxemburger Monarchie und in den meisten anderen die Belange des Volks ernstgenommen werden, schickt man sich beispielsweise in der Bundesrepublik an, das Volk zu bevormunden. Man denke hierbei nur an die Kommentare der deutschen Medien und Parlamentarier zum Brexit, die sich in einer unglaublich hochnäsigen Weise darüber äußerten, wie man so dumm sein könne, das Volk in einer so wichtigen Angelegenheit entscheiden zu lassen, und daß es soetwas in Deutschland nie geben werde. Wie glücklich können dagegen auch die Republikaner in einer Monarchie sein. L.R.
Prinz Georg Friedrich von Preußen bei der Einweihung eines Innovationscampus‘
In Empfingen (Kreis Freudenstadt im Nordschwarzwald) wird kaiserlicher Besuch erwartet. Am 17. September wird Prinz Georg Friedrich von Preußen zusammen mit einem Vertreter der baden-württembergischen Landesregierung und dem Ortsbürgermeister die erste Preußenstraße Deutschlands (so heißt es in einem Vorbericht des Schwarzwälder Boten) einweihen.*) Sie führt zum Innovationscampus der Gemeinde. Alle im süddeutschen Raum lebenden Freunde können sich ab 12 Uhr an der kaiserlichen Einweihung mitfreuen.
Empfingen kam 1552 an Graf Jos Niklas II. von Zollern, seit 1576 gehörte es zur Herrschaft Hohenzollern-Haigerloch, die 1634 von der Herrschaft Hohenzollern-Sigmaringen übernommen wurde. Seit 1806 war es Teil des hohenzollerischen Oberamts Haigerloch im nun zum Fürstentum erhobenen Staat, der nach der Abdankung des Fürsten 1849 in Preußen aufging.
Von 1925 an gehörte Empfingen zum Landkreis Hechingen in der preußischen Provinz Hohenzollernsche Lande. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Ort zunächst zum Bundesland Württemberg-Hohenzollern, das 1952 in Baden-Württemberg aufging. H.S.
*) Ein Corona-Leser schrieb nachstehende Korrektur der Behauptung von Hubert Grosser, Geschäftsführer des Empfinger Innovationscampus‘, wie sie im Schwarzwälder-Boten zitiert wurde: In Leipzig gibt es seit den neunziger Jahren eine Preußenstraße. Im Staddteil Probstheida hatte man zwei Straßen nach den an jener Stelle in der Völkerschlacht 1813 kämpfenden Russen und Preußen benannt, dazu auch noch einen „Österreicherweg“. Eine Schwedenstraße gab es bereits.
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Die vollständige 171. Ausgabe von „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ steht hier zum Herunterladen bereit:
Prinz Georg Friedrich bei der Einweihung eines Innovationscampus‘
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Der Info-Brief ist grundsätzlich kostenlos und wird aus Idealismus herausgegeben. Prinzipiell gilt, daß jeder, der sich mit Artikeln, Veranstaltungshinweisen, Kritik oder Anregungen einbringen möchte, herzlich dazu eingeladen ist, dies auch zu tun. Um „Corona“ zu beziehen, müssen Sie sich nur per Mail an corona_redaktion@yahoo.com in die Bezieherliste eintragen, dann wird Ihnen alle drei Wochen der Nachrichtenbrief kostenlos und unverbindlich zugestellt.
Bereits 2013 wandte sich S.M. König Philippe I. der Belgier an die deutschsprachige Bevölkerung des Landes in ihrer Sprache. Auch zu diesem Weihnachtsfest hat er seine Gedanken zur Situation Belgiens auf deutsch geäußert:
Meine Damen und Herren,
vor wenigen Tagen haben wir Abschied genommen von Königin Fabiola. An der Seite von König Baudouin hatte sie unser Land fest ins Herz geschlossen. Sie hatte die Gabe, den Menschen, denen sie begegnete, durch einfache Worte und Gesten Hoffnung zu geben. Sie setzte sich vorbehaltlos für diejenigen ein, die es schwer im Leben hatten. Wir sind ihr zutiefst dankbar für alles, was sie getan hat, für alles, was sie war. Im Namen unserer Familie möchte ich Ihnen herzlich danken für die vielen Bezeugungen der Sympathie und Anteilnahme, die Sie uns anläßlich ihres Todes entgegengebracht haben.
Königin Fabiola hat uns zeitlebens ein grossartiges Zeugnis von Hoffnung und Optimismus gegeben. Ein Zeugnis von unschätzbarem Wert in einer Zeit, die von Angst geprägt ist. Angst vor der Zukunft, vor dem Versagen, Angst vor dem anderen. Wenn die Angst überhand nimmt, lähmt sie, führt sie zum Rückzug auf sich selbst und zur Einsamkeit, und nimmt sie dem Menschen die Lust auf die Zukunft.
Ich begreife Ihre Besorgnis und das Gefühl der Mutlosigkeit gegenüber den immensen Herausforderungen unserer Generation, dem schwachen Wirtschaftswachstum, der steigenden Armut. Lassen wir uns gleichwohl nicht resignieren. Alle zusammen und mit vereinten Kräften können wir die Krise überwinden. Es braucht einen gewissen Mut, um der Verdrossenheit entgegen zu treten.
Lassen wir uns zu allererst versuchen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Mit einer positiven Einstellung setzen wir mehr Energie und Kreativität frei, nicht nur bei uns selbst, sondern auch bei denen, denen wir so begegnen. Ich denke dabei an die vielen Menschen, denen die Königin und ich begegnet sind, die aus einem Scheitern oder Rückschlag Kraft schöpfen für einen Neuanfang. Eine positive Einstellung führt zu Engagement. Sie hat auch die Kraft, andere mitzureissen. Diese Geisteshaltung stärkt die Komplementaritäten und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Sie gibt ein Gefühl der Geborgenheit, führt uns aus der Isolierung, schafft Brücken, gibt eine Perspektive für die Zukunft.
Schauen wir uns auch um. In unserer Gesellschaft sind glücklicherweise viele positive Kräfte am Werk. Ich denke dabei an die vielen Menschen, die sich, oft freiwillig, für die Jugend, für die Älteren unter uns, die Kranken, die Einsamen und Hilfsbedürftigen einsetzen. Ich denke an unsere große Bereitschaft zur Solidarität, die wir immer wieder unter Beweis stellen. Ich denke an unsere öffentlichen Dienste, die tagein tagaus für die Bevölkerung da sind. Ich denke an all die Unternehmen und Verwaltungen, die auf so erfolgreiche Weise Effizienz und Sorge für ihre Mitarbeiter miteinander verbinden. Schliesslich denke ich dabei an die beeindruckende Innovationskraft unserer Unternehmen und Wissenschaftler. Auch diese Innovationskraft ist ein Ausdruck von Zuversicht und einer optimistischen Einstellung. Jeder Fortschritt, sei er auch noch so bescheiden, beginnt mit einer positiven Einstellung auf die Dinge.
Meine Damen und Herren,
lassen Sie uns am Vorabend von Weihnachten und zu Beginn des neuen Jahres mit einem hoffnungsvollen Blick auf uns selbst und auf die Welt um uns herum schauen. Blicken wir mit Zuversicht auf die Zukunft. Das wünschen die Königin und ich Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen.