Schlagwörter
Berlin, Berliner Zeitung, Hamburg, hindenburg, Hindenburg-Schule, Hindenburgplatz, Hindenburgstraße, Kaiser Wilhelm II., Ludendorff, Münster, monarchist, parlamentarische monarchie, Waldkirch
Eine beliebte Beschäftigung deutscher Stadtverordnetenversammlungen ist derzeit die Umbenennung von Hindenburgstraßen, -plätzen und -schulen. Der in der jüngsten Zeit aufsehenerregendste Fall ist die Umbenennung des Hindenburgplatzes vor dem Münsteraner Schloß in „Schlossplatz“. Über eine Umbenennung diskutiert wird außerdem gerade in Trier, Hamburg, Darmstadt, Kiel und Waldkirch. In weiteren Städten wie Berlin streitet man über die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde.
Begründet wird dies vielerorts damit, daß Hindenburg ein „antidemokratischer Monarchist“, gewesen sei oder nur den „Kaiser, Gott und die Armee“ im Sinn gehabt habe. Dies ist nicht richtig, denn Hindenburg war kein Monarchist. Eine überraschende Meinung zu diesem Thema kommt ausgerechnet von der linken Berliner Zeitung:
„Hindenburg etablierte mit Ernst Ludendorff 1917 die faktische Militärdiktatur; er sorgte mit Panikmeldungen dafür, dass der Kaiser ins Ausland floh, nachdem Deutschland im Herbst 1918 parlamentarische Monarchie geworden war, und raubte so der neuen Demokratie die historisch-emotionale Verankerung.“
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen, denn erst wurde der Kaiser ins Exil gezwungen, ohne daß Hindenburg etwas dagegen getan hätte und in der Weimarer Republik weigerte er sich, zugunsten des Kronprinzen auf seine Kandidatur zum Reichspräsidenten zu verzichten. Ein Monarchist hätte nicht so gehandelt.

Kaiser Wilhelm II. während des 1. Weltkrieges mit Hindenburg und Ludendorff am Kartentisch – schon 1917 war der Kaiser zu Gunsten einer Militärdiktatur völlig entmachtet. Nur unangenehme Entscheidungen wie etwa die Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges schob die Oberste Heeresleitung auf ihn ab.
Es ist zwar nicht sinnvoll, die deutsche Geschichte durch Umbenennung von Straßen umzuinterpretieren und Hindenburg gehört nun einmal zu dieser Geschichte. Wer weiß außerdem, wie unsere Urenkel einmal über manch einen unserer Zeitgenossen urteilen werden? Eine Verteidigung des Feldmarschalls und Reichspräsidenten aus monarchistischen Kreisen wird es dabei jedoch sicher nicht geben.
Ich muss hier entschieden widersprechen: Lesen sie Hindenburgs Memoiren, dann urteilen sie, Zum anderen war die Abschaffung der Monarchie eine unverhandelbare Bedingung der Siegermächte, der man sich aufgrund der militärischen Lage nicht entziehen konnte. Das betraf nicht nur das Reich: Es gab nach 1918 in Europa, wenn überhaupt, nur noch Operetten-Monarchien.
Hindenburg hatte 1932 die Möglichkeit, zugunsten des Kronprinzen Wilhelm auf die Kandidatur zum Reichspräsidenten zu verzichten. Kronprinz Wilhelm war entschlossen, auf diesem Wege die Monarchie wiederherzustellen. Hindenburg kam diesem Ansinnen aber nicht nach, weil ihn die Macht selbst viel zu sehr reizte.
Was die Ausgangslage 1918 angeht, gab es Umstände wie eben die internationale Lage und das Handeln des Prinzen Max von Baden ohne jegliche Ermächtigung, die einen Erhalt der Monarchie sehr erschwerten. Hindenburg hat es jedoch nicht einmal versucht. Insofern sind seine Memoiren ein Ausdruck davon, wie Hindenburg sich selbst gerne gesehen hätte, jedoch enstsprechen sie nicht seinem tatsächlichen Handeln.
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